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Aquarela

Blau, Grün und Schwarz

90 Minuten Wasser. In flüssiger und fester Form. Als Eis und Dampf. Der bildgewaltige Essayfilm zeigt das Element Wasser in seiner Schönheit und seiner Zerstörungskraft.

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90 Minuten Wasser. In flüssiger und fester Form. Als Eis und Dampf. Das ist der Inhalt des neuen dokumentarischen Essayfilms von Victor Kossakovsky, bekannt für VIVAN LAS ANTIPODAS!, der geografische Antipoden beschrieb. Und auch AQUARELA lebt von Gegensätzen, beschreibt das lebensschaffende, lebenswichtige Element Wasser in seiner Schönheit und seiner Zerstörungskraft, zeigt, wie Menschen es zu beherrschen, zu bezwingen suchen und manchmal auch in ihm verenden.
Gleich zu Beginn, in einer Sequenz, die auf dem sibirischen Baikalsee gefilmt wurde, sieht man Menschen und ihre Autos, die trotz brüchigem Eis versuchen, den See zu überqueren – und manchmal im Eis einbrechen. Von hier geht es weiter, nach Grönland, auf den Atlantik, nach Schottland und Miami, Mexiko und Venezuela, auf eine Reise um den Globus, die jedoch in keinem Moment etwa den lehrreichen BBC-Dokumentationen ähnelt, in denen die markante Stimme David Attenboroughs Halt verleiht und die Natur und Tierwelt immer vor allem malerisch erscheint. Was beide Ansätze verbindet: Sie sind bildgewaltig, Kossakovskys Film zusätzlich durch das Aufnahmeverfahren. Er drehte mit 96 Bildern pro Sekunde, die für die Kinoauswertung zwar auf 48 reduziert wurden, aber immer noch unfassbar scharfe, unwirklich klare Bilder erzeugen.
Die Bilder aus den unterschiedlichen Regionen sind impressionistisch montiert, keine Texteinblendungen oder Kommentare bieten Orientierung, man muss, man sollte sich ganz dem Fluss der Bilder hingeben, der archaischen Kraft von Eisbergen, die abbrechen und unheilverkündend knacken, aber auch der Schönheit der Farben des Wassers, die AQUARELA oft wie ein Gemälde wirken lassen, eben wie ein Aquarell. So reines Blau, Grün, aber auch Schwarz hat man selten auf der Leinwand gesehen. Menschen kommen zwar auch gelegentlich vor, aber immer nur am Rand, quasi zum Größenvergleich, denn der unbestreitbare Star dieses überwältigenden Films ist eindeutig das Wasser.

Michael Meyns

Details

Großbritannien/ Deutschland/ Dänemark 2018, 89 min
Genre: Dokumentarfilm, Naturfilm
Regie: Victor Kossakovsky
Drehbuch: Victor Kossakovsky, Aimara Reques
Kamera: Victor Kossakovsky, Ben Bernhard
Schnitt: Victor Kossakovsky, Molly Malene Stensgaard, Ainara Vera
Musik: Eicca Toppinen
Verleih: Neue Visionen
FSK: 6
Kinostart: 12.12.2019

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