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Mary Bauermeister – Eins plus Eins ist Drei

Differenziertes Porträt

Mary Bauermeister war eine zentrale Figur der internationalen Kunstszene der 1960er Jahre. Ab den 1970ern geriet sie jedoch zunehmend in Vergessenheit.

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Mary Bauermeister war eine zentrale Figur der internationalen Kunstszene der 1960er Jahre. Ihr Atelier in Köln war ein Katalysator der Fluxus-Bewegung und in New York bewegte sie sich im Kreis der Neoavantgarde um Robert Rauschenberg und Niki de Saint Phalle. Ab den 1970ern geriet sie jedoch zunehmend in Vergessenheit, was auch ihrer Ehe mit dem egomanen Komponisten Karlheinz Stockhausen geschuldet war.
Das Porträt EINS UND EINS MACHT DREI ist Teil eines Bestrebens, Mary Bauermeister ihren Platz in der Kunstgeschichte zurückzugeben. In ihrem Kinodebut begleitet Carmen Belaschk die Künstlerin bei der Arbeit in ihrem selbstgebauten Haus in der Nähe von Köln und zu ihrer neuen Ausstellung nach New York. Der Film ist also nicht nur Teil von Bauermeisters aktueller Wiederentdeckung, sondern dokumentiert sie auch in Echtzeit. Dieser Aufschwung steht jedoch zunehmend durch ihre schwere Krankheit gegenüber.
Verstärkt wird dieser Kontrast durch die starke Stimme von Simon Stockhausen, dem Sohn der Künstlerin. Die Sensibilität und Nüchternheit des Komponisten, der hier jedoch nur als Assistent seiner Mutter zu sehen ist, bildet ein wohltuendes Gegengewicht zur Rolle der unangepassten, unerschöpflich schaffensstarken und hellsichtigen Künstlerin, die Mary Bauermeister einnimmt. Mithilfe des Sohnes verwirklicht EINS UND EINS MACHT DREI den Traum eines jeden Filmporträts, ein einfühlsames, differenziertes Bild von Leben und Schaffen gleichermaßen zu zeichnen.
Wie viele Filme vor ihm verbleibt EINS UND EINS MACHT DREI jedoch auf der individuellen Ebene: ein Dokumentarfilm, der nicht einfach den männlichen Geniekult auf einzelne Frauen überträgt, sondern die strukturellen Sexismen in den Blick nimmt, die Frauen immer noch aus dem Kunstbetrieb und der Geschichtsschreibung ausschließen, steht also noch aus.

Yorick Berta

Details

Originaltitel: Mary Bauermeister – Eins und eins ist drei
Deutschland 2020, 102 min
Genre: Dokumentarfilm, Biografie
Regie: Carmen Belaschk
Drehbuch: Carmen Belaschk
Kamera: Raphael Hustedt
Schnitt: Brigitte Maria Schmidle
Musik: Simon Stockhausen
Verleih: déjà-vu film
Kinostart: 02.09.2021

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