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Die Ausstattung der Welt

Zu Besuch im Fundus

Zu Besuch im Fundus: Der Dokumentarfilm porträtiert verborgene Sammlungen und ihre sympathisch-verschrobenen Hüter*innen und geht den verschütteten, von kolonialen Kontexten geprägten Biografien einiger Objekte nach.

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DIE AUSSTATTUNG DER WELT gibt Einblicke in riesige Wunderkammern mitten in Berlin, Hamburg und Babelsberg: Die drei großen Fundus, die deutsche Filmproduktionen mit allen Objekten ausstatten, die für ein Set benötigt werden könnten. Landkarten, Aschenbecher, Gemälde, Bettwäsche, Topfpflanzen, Canapés lagern hier jeweils in einer eigenen Abteilung, mit eigens geschultem Personal und unterschiedlichem Ordnungssystem. An Wunderkammern erinnern diese Sammlungen jedoch nicht nur wegen der Vielzahl an erstaunlichen Objekten und den Eigenheiten ihrer Klassifikation, sondern auch wegen ihrer kolonialen Problematik: Wenn für einen Film beispielsweise ein rassistisches Milieu ausgestattet werden soll – oder auch nur eine exotistische Inneneinrichtung – braucht es dafür die entsprechenden Objekte. Und so finden sich im Fundus neben Plastikblumen, Retrotelefonen und napoleonischen Sofalandschaften auch afrikanische Skulpturen aus ungeklärten Kontexten und krachend rassistische Dekoartikel. Wie die Skulpturen in kolonialen Kunstsammlungen werfen auch diese Filmobjekte Fragen auf: Woher kommen Sie? Unter welchen Bedingungen wurden sie erworben und in den Fundus überführt? Und wie geht man jetzt mit ihnen um?

Einerseits porträtiert DIE AUSSTATTUNG DER WELT also verborgene Sammlungen und ihre sympathisch-verschrobenen Hüter*innen. Andererseits geht er den verschütteten, von kolonialen Kontexten geprägten Biografien mancher Objekte spielerisch nach und etabliert damit einen zweiten, quer zur eigentlichen Sammlungsordnung liegenden Erzählstrang. Trotzdem scheint sich das Filmteam im Fundus noch etwas gelangweilt zu haben. So ist der Film mit zahlreichen Stop-Motion-Effekten und nachgestellten Gesprächen unter Angestellten angereichert, die die die ambitionierte und spannende Doku mehr stören als bereichern.

Yorick Berta

Details

Deutschland 2023, 99 min
Genre: Dokumentarfilm, Film übers Filmemachen
Regie: Susanne Weirich, Robert Bramkamp
Drehbuch: Susanne Weirich, Robert Bramkamp
Kamera: Markus Koob
Schnitt: Janine Dauterich
Verleih: imFilm Agentur + Verleih
FSK: oA
Kinostart: 25.01.2024

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