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Feature, Festivals

Berlinale XII: Süßer, überdrehter Klamauk

Berlinale Special: MONSTER HUNT 2

Aus einer feministischen Perspektive gesehen kann man sich freuen: Von den weiblichen Charakteren, die in der Fortsetzung des einstmalig erfolgreichsten Filmes Chinas auftauchen, sind die meisten den männlichen Charakteren mehr als ebenbürtig. Nachwuchsmonsterjäger Song Tianyin scheint im ersten Teil das Monster, um das sich die ganze Geschichte dreht, geboren zu haben, aber es ist Xiaolan, seine Frau, die die bessere Monsterjägerin ist. Genauso wird der Falschspieler und liebenswerte Schurke Tu Sigu (Tony Leung, IN THE MOOD FOR LOVE, HARD BOILED) von einem weiblichen Gangsterboss geliebt, die sich zwar immer wieder aus lauter Verliebtheit von ihm betrügen lässt, ansonsten aber relativ einschüchternd dargestellt wird. Ansonsten ist eher wenig Subtext zu verzeichnen: MONSTER HUNT ist ein Realfilm/Computeranimations-Hybrid, in dem alle versuchen, das kresseköpfige Babymonster Xuba zu finden, entweder, weil sie es lieben, weil sie es verkaufen wollen oder, weil es der Schlüssel zu der Prophezeiung ist, die Menschen- und Monsterwelt vereinen wird, ist. MONSTER HUNT ist süßer, überdrehter Klamauk, nach dessen Besuch man die Kinder bei den Geschwistern/(Schwieger-)eltern, die man nicht mag, abladen sollte, weil sie die nächsten sechs Stunden nicht stillsitzen werden können. Ob die mehr als einmal wirklich so formulierte Moral „Es macht nichts, wenn man im Gefängnis ist, solange man seine Familie bei sich hat.“, irgendwelchen inhaftierten Dissidenten oder ihren Familien ein Trost sein wird, ist unklar.

Christian Klose