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Berlinale II: A bissl wie BAD TASTE

Forum: DIE KINDER DER TOTEN & FOURTEEN

Auch jenseits des Wettbewerbs steppt der Bär. Den Auftakt in der Sektion „Forum“ macht DIE KINDER DER TOTEN, inszeniert vom „Nature Theater of Oklahoma“, die in Zusammenarbeit mit dem „Kulturfestival Steirischer Herbst“ und, wie es scheint, der Bevölkerung einer ganzen steirischen Region (samt Freiwilliger Feuerwehr und Kühen!), den 666-seitigen Schinken von Elfriede Jelinek umgesetzt haben. Die Handlung ist vage: Es kommt zu Festivitäten im Gasthof „Alpenrose“, einem Unfall und einer Forellenschlacht, es trauert ein Vater um seine Söhne und eine Mutter um ihre Tochter, und syrische Poeten ziehen durch die Steiermark, auf der Suche nach Essen, das ihnen bekommt. Irgendwo philosophiert eine Naziwitwe über die Natur des Todes. Dann kommt es zur Zombie..., ah verzeihen’s,... Zomb!-Apokalypse.
Nicht erst, als es zur Wiederkehr der Toten kommt, spürt man den jelinekschen Geist in jeder wackligen Einstellung des körnigen Super-8-Filmes. Die Zwischentitel sind immer bitterböse und verweisen auch gerne auf die Schwächen des Films selbst, wenn sie nicht gerade politische Spitzen verteilen. Die Laiendarsteller starren oder chargieren, wenn sie noch leben, und tun dies mit doppelt so viel Energie, sobald die Ausbeute eines Überfalls auf einen Scherzartikelladen sie in mehr oder weniger berühmte österreichische Untote verwandelt hat. Und was soll das alles? Weiß man nicht. Ist halt Jelinek. A bissl wie BAD TASTE von Peter Jackson, mit mehr Blasmusik und Subtext. Hinterher ist man kein besserer Mensch, überlegt sich den nächsten Urlaub in der Steiermark aber lieber nochmal.

Ein ganz anderer Fall ist FOURTEEN von Dan Sallitt. Auf der Leinwand selbst passiert so gut wie nichts. Stattdessen belauscht die Kamera immer wieder Jo und Mara, zwei Grundschulfreundinnen, die beide inzwischen im Trott des erwachsenen Alltags gefangen sind. Die große, schlanke Jo arbeitet als Sozialarbeiterin, hat einen Hang zu Rauschmitteln und Ausschlafen, und verscheucht Ihre Liebespartner regelmäßig durch dramatische Aktionen. Dann ruft sie die kleine, verlässliche Referendarin Mara an, die Elternbesuch oder eigene Dates absagt, um ihrer Freundin zu Hilfe zu eilen, während die in Gedanken schon wieder woanders ist. Gezeigt werden nur die Gespräche, in denen die Trümmer der Katastrophen untersucht und weggeräumt werden, während sich aus dem scheinbar trivialen Mumblecore-Austausch das Fundament ihrer Freundschaft herausschält. Erst Jahre später, ganz am Ende des Films, wenn die sich aufbauenden Spannungen zu mehreren Phasen der Stille zwischen den Freundinnen geführt haben, wird offenbart, wie sich die beiden kennenlernten, und was Mara immer antrieb, ihre eigenen Interessen für Jo hintenan zu stellen.

Weitere Vorführungen DIE KINDER DER TOTEN
Weitere Vorführungen
9.2. im Colosseum um 19.30 Uhr
10.2. im CineMaXX um 22 Uhr
16.2. im CineStar um 13.30 Uhr

Weitere Vorführungen FOURTEEN
9.2. im Cinemaxx um 22 Uhr
11.2. im Colosseum um 19.30 Uhr
15.2. im Delphi um 15.30 Uhr

Christian Klose