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Zimmer 212 – In einer magischen Nacht

Beziehungs-Geister-Stunde

Als ihr Mann Richard entdeckt, dass sie ihn betrügt, zieht Maria ins Hotel gegenüber und wird dort von etlichen Geistern aus Vergangenheit und Zukunft heimgesucht

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Christophe Honoré hat ein Schwäche für romantische Dramen, vor allem solche, die sich im Grenzgebiet zwischen Realität und Traum, Fantasie und Wirklichkeit, Vergangenheit und Gegenwart bewegen. Sein Metier ist die Liebe in all ihren Formen: ob verboten, hoffnungslos, unerwidert oder besitzergreifend, der französische Regisseur und Filmautor findet seit seinem viel beachteten Erotikdrama Ma Mère (2004) nach einer Novelle aus dem «Obszönen Werk» Georges Batailles stets neue Wege und Geschichten, um sich mit seinem Herzensthema auseinanderzusetzen – diesmal ohne schwere Literaturvorlage, sondern verpackt als pfiffig leichte Komödie über ein wohlhabendes Pariser Paar, dessen Ehe sich festgefahren hat. Im Zentrum steht die Professorin Maria (Chiara Mastroianni), die sich gleich mit einem Auftritt in den Film spielt, der sich gewaschen hat. Sie ist schön und direkt, eine Frau, die weiß, was sie will, und die sich nimmt, was ihr gefällt. „Ich mag eine gute Farce!“, sagt sie zu Beginn und Honoré macht sich eilig daran, ihr diese zu bieten, ganz konkret mit Blick auf ihr eigenes Leben. Denn als ihr Mann Richard (Benjamin Biolay) entdeckt, dass sie ihn betrügt, wird ihre Beziehung auf eine harte Probe gestellt. Maria zieht ins Hotel gegenüber und wird dort – ähnlich wie Ebenezer Scrooge in Charles Dickens‘ Weihnachtsgeschichte – von etlichen Geistern aus Vergangenheit und Zukunft heimgesucht: Neben ihrer Mutter und einer Schar früherer Verehrer, gehören zudem eine jüngere Version ihres Gatten (Vincent Lacoste) als auch ein Charles Aznavour-Verschnitt zu denjenigen, die ihr in einer schlaflosen Nacht mit ein bisschen Magie und viel klugem Gerede zur Einsicht verhelfen sollen, ob ihre Ehe noch zu retten sei oder nicht. Aber die frische Luft, nach der sich Maria sehnt, kann ihr auch Honoré letztlich nicht bieten. Zu sehr bewegt sich der Film auf abgetretenen Pfaden, auch wenn zwischenzeitlich durchaus schwungvolle Momente und unterhaltsame Passagen diese insgesamt zu sehr gewollt amüsante Beziehungskomödie vorantreiben.

Pamela Jahn

Details

Originaltitel: Chambre 212
Frankreich/Belgien 2019, 90 min
Genre: Komödie, Drama
Regie: Christophe Honoré
Drehbuch: Christophe Honoré
Kamera: Rémy Chevrin
Verleih: Olymp Film
Darsteller: Chiara Mastroianni, Carole Bouquet, Camille Cottin, Vincent Lacoste
Kinostart: 14.10.2021

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