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Xoftex

Kafkaeske Ungewissheit

Im Flüchtlingscamp Xoftex leben der palästinensisch-syrische Teenager Nasser und sein Bruder Yassin in einer der winzigen Baracken. Um die lange Zeit bis zum Asylbescheid zu überbrücken, filmt Nasser kleine Videos mit dem Handy.

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Erst ist alles klar. Noaz Deshe schickt seinem Film einen ernüchternden Fakt voraus: Die Bearbeitung eines Asylantrags betrug in Griechenland im Jahr 2017 durchschnittlich 12 bis 18 Monate, ist auf der Leinwand zu lesen. Aber das ist so ziemlich das Einzige, was in XOFTEX - benannt nach dem Schauplatz, einem überfüllten Flüchtlingscamp am nördlichen Stadtrand von Thessaloniki - sicher ist.

Hier lebt der palästinensisch-syrische Teenager Nasser (Abdulrahman Diab) gemeinsam mit seinem Bruder Yassin (Osama Hafiry) in einer der zahllosen winzigen Baracken. Weil sie das Lager bis zum Bescheid nicht verlassen dürfen, wird die Zeit lang. Zur Abwechslung filmt Nasser kleine Videos mit dem Handy. Gemeinsam mit anderen jungen Männern drehen sie B-Movies und satirische Sketche über ihren absurden Migrantenalltag. Als das Gerücht laut wird, die griechische Regierung würde die Bewohner als Teil eines medizinischen Experiments absichtlich vergiften, machen sie daraus einen Zombiefilm.

Es sind jedoch weniger Nassers originelle kreative Ambitionen, die XOFTEX von anderen Flüchtlingsdramen unterscheidet. Deshes Film ist ein seltsamer Hybrid aus Wahrheit und Fiktion mit Hang zum Surrealen, etwa wenn die Fantasie seines Protagonisten immer wieder ins Alptraumhafte kippt oder Nasser ganz real auf dem engen Flur zu seiner ersten Anhörung so schwindlig wird, dass die Kamera mit ihm in eine Schieflage gerät. Eine manchmal reichlich überbordende Symbolik macht die Handlung streckenweise etwas träge. Auch dass der Film auf verschiedenen Theaterworkshops mit Flüchtlingen basiert, scheint an anderen Stellen etwas zu deutlich durch. Die Stärke des argentinischen Regisseurs liegt stattdessen darin, spürbar den psychischen und körperlichen Druck zu vermitteln, dem Nasser und die Menschen in seiner unmittelbaren Umgebung angesichts der betäubenden Monotonie und kafkaesken Ungewissheit tagtäglich ausgesetzt sind.

Pamela Jahn

Details

Deutschland/Frankreich 2024, 99 min
Genre: Komödie, Drama
Regie: Noaz Deshe
Drehbuch: Noaz Deshe, Babak Jalali
Kamera: Noaz Deshe
Schnitt: Noaz Deshe, Felipe Guerrero
Musik: Thomas Moked Blum, Noaz Deshe
Verleih: Port-au-Prince
Darsteller: Abdulrahman Diab, Osama Hafiry, Jalal Albaroudi, Hazem Saleh, Moutaz Alshaltouh
FSK: 12
Kinostart: 17.04.2025

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