Neue Notiz
Wrong Elements
Kindersoldaten in Uganda
WRONG ELEMENTS von Jonathan Littell, Autor von „Die Wohlgesinnten“, porträtiert ehemalige Kindersoldaten in Uganda. Als Angehörige von Joseph Konys LRA (Lord’s Resistance Army) waren Geoffrey, Nighty, Mike und Lapisa sowohl Opfer als auch Täter bei den entsetzlichen Massakern der LRA.
Jonathan Littells Roman „Die Wohlgesinnten“, in dem aus der Perspektive eines intellektuellen SS-Manns Nazismus und Holocaust geschildert werden, wurde nicht nur in Deutschland heftig diskutiert. Jorge Semprún bezeichnete das Buch als „das Ereignis unserer Jahrhunderthälfte“, Michal Brumnik nannte Littells Roman einen „Müllhaufen aus Pornographie“. Littells Film WRONG ELEMENTS über in Uganda als Kinder entführte Angehörige von Joseph Konys LRA (Lord’s Resistance Army), die sowohl Opfer als auch Täter bei den entsetzlichen Massakern der LRA waren, könnte ähnlich kontroverse Urteile hervorrufen – wenn Uganda überhaupt auf dem Schirm der europäischen Wahrnehmung wäre. WRONG ELEMENTS hat einiges mit Joshua Oppenheimers Film THE ACT OF KILLING gemein: Wie Oppenheimer begleitet Littell seine Protagonisten an Orte ihrer Verbrechen und lässt sie von ihren Taten erzählen, manchmal spielen sie auch Szenen nach. Aber Geoffrey, Nighty, Mike und Lapisa sind junge Leute, sie gelangten gegen ihren Willen als Kinder in einen Bezugsrahmen, der ausschließlich von furchtbarer Grausamkeit geprägt war. Ihr Lachen, wenn sie den Überfall auf ein Dorf schildern, ist so erschütternd wie ihr Mitgefühl, wenn Lapisa von den regelmäßigen Vergewaltigungen in der LRA berichtet. In der Gesellschaft, aus der sie einst entrissen wurden, und der sie später selbst Gewalt zugefügt haben, bleiben sie Fremde. Wenn Littell sie in einem Regiestatement mit ehemaligen Hitlerjungen in der Nachkriegszeit vergleicht, oder den Kindern, die in den Regimes der Roten Khmer oder des IS aufgewachsen sind, hinkt der Vergleich zwar, weil die Gesellschaften zu unterschiedlich strukturiert sind, aber die Frage nach den Nachwirkungen struktureller und physischer Gewalt in der Gesellschaft bleibt darum nicht weniger relevant.
Deutschland/Frankreich/Belgien 2016, 133 min
Genre: Dokumentarfilm
Regie: Jonathan Littell
Drehbuch: Jonathan Littell
Kamera: Johann Feindt, Joachim Philippe
Schnitt: Marie-Hélène Dozo
Verleih: Neue Visionen
FSK: 12
Kinostart: 27.04.2017
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