Neue Notiz
Wie die anderen
Ohne Druck
Über eineinhalb Jahre begleitet Constantin Wulffs Kamera das Personal und die Patienten und Patientinnen der Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie im Universitätsklinikum im niederösterreichischen Tulln. Jeder Tag ist ein unterstützter Kampf.
Das Universitätsklinikum im niederösterreichischen Tulln hat eine Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie. Ambulanz, Station, Tagesklinik. Die Patienten und Patientinnen zwischen ein und achtzehn Jahren sind mit ihren Anpassungskräften am Ende. Das Team bespricht die Fälle und die eigene Situation. Fachärztemangel, fehlende Ressourcen, nichts Ungewöhnliches. Der Film von Constantin Wulff beobachtet und ist anwesend, wenn die Institution zu sich kommt. Ein paar Arbeits- und Therapiesituationen, aber hauptsächlich Gespräche, Reflektionen. Die meisten kreisen um das „Außen“, das im Film nur durch halbtransparente Vorhänge und geschlossene Jalousien angedeutet wird: Kann man die Kinder wieder zu ihren Familien schicken? Kann man den Jugendlichen zutrauen, ihre Widerstände gegen das Gesundwerden aufzugeben? Muss man bei Gefahr akuter Selbstgefährdung selbst raus, hinterherlaufen?
Wulffs Film bleibt „drinnen“ und das fast eineinhalb Jahre lang. Es ist ein Drinnen, das draußen kaum zur Sprache kommt, über das auch die Vertreter der Institution dort kaum reden dürfen, ohne Rechte zu verletzen. WIE DIE ANDEREN schafft es auf bewundernswerte Art, die Grenzen des Zeig- und Sprechbaren auszuloten, ohne Druck auf die Menschen auszuüben, die an sich und anderen arbeiten. Ein Achtjähriger, der aus dem Fenster springen will. Ein Mädchen mit zerschnittenen Armen und einem Hämoglobinwert von 7,8. Ein Junge, der sich von Fischfutter ernährt. Der Sachverhalt wird besprochen. Jeder Tag ein unterstützter Kampf. Wulffs Direct Cinema, das nicht ins Geschehen eingreift, erzählt keine Helden- und Heldinnengeschichten, auch keine Heilungsprozesse. Es bleibt, wie seine Protagonisten, bei sich und weiß genau, was draußen los ist.
Österreich 2015, 95 min
Genre: Dokumentarfilm
Regie: Constantin Wulff
Drehbuch: Constantin Wulff
Kamera: Johannes Hammel
Schnitt: Dieter Pichler
Verleih: RealFiction
FSK: 12
Kinostart: 09.06.2016
IMDB
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