Es dauert eine volle Stunde, bis sich WHILE THE GREEN GRASS GROWS seinem Thema so weit angenähert hat, dass es klar vor Augen erscheint. Es ist aber auch nicht wenig, was sich Peter Mettler für seinen elften Film vorgenommen hat: eine persönliche und kosmische Meditation über den Tod, die Geburt und den Fluss des Lebens, der beides verbindet.
Mettler und sein Vater Freddy stehen auf einer Brücke und streuen die Asche der verstorbenen Mutter in einen Fluss. Mit der trockenen Art, die diese gesamte Familie schweizstämmiger Kanadier*innen auszuzeichnen scheint, stellt der Sohn fest, dass die Asche nun nach Basel reise, dann in die Nordsee und dort als Regen wieder auf sie in Kanada herabregne. Von nun an erscheint jeder Fluss und jede Wolke, die Mettler aufnimmt, als Medium für die Erinnerung an seine Mutter.
Diese Verbindung von Familiengeschichte und planetaren Kreisläufen, also dem Nachleben in Vermächtnis und Materie, erforscht Peter Mettler in ausgedehnten Reisen und Gesprächen. Er macht sich hierbei immer die Metaphorik der Landschaft zunutze und vermittelt seine Gedanken neben dokumentarischen Teilen mit der Handkamera, Fragmenten von Super 8-Homevideos und kurzen Split Screen-Einlagen durch ruhige Aufnahmen von Flüssen, Höhlen oder Wäldern – Orten des Wandels, der Unergründbarkeit und der Beständigkeit. WHILE THE GREEN GRASS GROWS hat weder die erhabene Strenge von Yann Arthus RIVER noch den unbedingten Willen zur Tiefe von Werner Herzogs CAVE OF FORGOTTEN DREAMS, mit denen er vieles teilt. Mettlers Ansatz ist persönlicher, bescheidener, mäandernder. Wie ein Wasserlauf in den Schweizer Alpen ist sein Film manchmal klar und manchmal undurchsichtig, mal ist er mitreißend und mal plätschert er dahin.

Yorick Berta