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Neue Notiz

Radical Dreamer – Werner Herzog

Mystischer Mythos

Seit Mitte der 60er Jahre hat Werner Herzog Filme inszeniert hat sich in die Filmgeschichte eingeschrieben mit unglaublichen Bildwelten, die sich auf der Kinoleinwand entfalten und ins Gedächtnis einbrennen.

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Er hat vor Publikum seinen Schuh aufgegessen. Er wurde während eines Interviews beschossen. Aber dies alles ist unwesentlich. Wesentlich ist, dass er von München nach Paris lief, um gehend die schwer kranke Lotte Eisner zu heilen. Dass er die Darsteller von HERZ AUS GLAS hypnotisiert hat. Dass er für FITZCARRALDO einen 300-Tonnen-Dampfer über einen Berg geschleppt hat. Dass er seit Mitte der 60er Filme inszeniert, dass er bis heute aktiv ist, dass er sich in die Filmgeschichte eingeschrieben hat mit unglaublichen Bildwelten, die sich auf der Kinoleinwand entfalten und ins Gedächtnis einbrennen.
Mit diesem ersten abendfüllenden Dokumentarfilm über Werner Herzog können diejenigen Anschluss an dieses gewaltige Œuvre finden, die seine Filme bisher kaum gesehen haben, ihn vielleicht als bizarren Sidekick der Popkultur von den „Simpsons“ bis „The Mandalorian“ kennen. Und die Herzog-Experten können in Filmausschnitten schwelgen, können Herzogs Stimme lauschen, wenn er über seine Arbeit und seine Gedankenwelten spricht, können die Ansichten seiner Brüder Tilman und Lucki, seiner Kameramänner Thomas Mauch und Peter Zeitlinger nachverfolgen (wenn auch insgesamt zu viele Talking Heads zu sehen sind).
Von Herzog ist jüngst eine unbedingt lesenswerte Autobiografie erschienen. Thomas von Steinaeckers Film ist eine wichtige Ergänzung, zumal gleichgewichtig die Herzog-Klassiker aus deutscher Produktion wie auch die hierzulande kaum bekannten amerikanischen Filme, die Spielfilme wie die Dokumentarfilme gewürdigt werden. Glücklicherweise bleibt Herzog nach wie vor mystischer Mythos, der mit seinen Filmen, mit jedem einzelnen Filmbild hinter der Oberfläche der Realität die höhere Wahrheit sucht. Er träume nie, erklärt Herzog gleich zu Beginn des Films – zum Glück: Sonst gäbe es vielleicht seine Filme nicht.

Harald Mühlbeyer

Details

Originaltitel: Werner Herzog: Radical Dreamer
Deutschland 2022, 102 min
Genre: Dokumentarfilm, Porträt
Regie: Thomas von Steinaecker
Drehbuch: Thomas von Steinaecker
Kamera: Henning Brümmer
Schnitt: Volker Schaner
Musik: Philip Stegers
Verleih: Real Fiction
Kinostart: 27.10.2022

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