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War of Art

Künstlerprojekt in Nordkorea

Der norwegische Künstler Morten Traarvik hat in den letzten elf Jahren Kontakte zu den nordkoreanischen Kulturbehörden aufgebaut. Nun soll eine Gruppe von internationalen Künstlern Workshops mit Studierenden veranstalten und nordkoreanischen Künstlern begegnen.

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Trotz des martialischen Titels geht es den Künstlern, deren Begegnungsprojekt in Nordkorea Tommy Gulliksens Dokumentarfilm WAR OF ART zeigt, um Frieden und Verständigung. Der norwegische Künstler Morten Traarvik hat in den letzten elf Jahren Kontakte zu den Kulturbehörden aufgebaut und unter anderem ein Konzert der Industrial-Band Laibach in Nordkorea organisiert. Nun soll im Rahmen der „DMZ-Academy“ eine Gruppe von sieben internationalen Künstlern Workshops mit Studierenden veranstalten und nordkoreanischen Kunstschaffenden begegnen. Der während des Projekts entstandene Film zeigt ein ungewohntes Bild von Nordkorea. Zunächst wird hier nicht versucht, das Elend auszustellen, das es in den geführten Touren, die in Nordkorea ausschließlich gestattet sind, ohnehin nicht zu sehen gibt. Es gibt dagegen viele Bilder von entspannten, zufriedenen Nordkoreanern, die in Parks picknicken oder joggen, und selbst die offiziellen „Koordinatoren“ zeigen Humor und Persönlichkeit. Erst allmählich werden die bekannten Zensur-Beschränkungen klar, und schließlich erleben die geschockten Künstler den Test einer Wasserstoffbombe. Am spannendsten aber ist es, wie sehr die nordkoreanische Juche-Philosophie den europäischen Ideen vom Subjekt und der daraus folgenden Kunst seit der Moderne entgegensteht. Juche zufolge kann sich das Individuum nur realisieren, wenn es permanent aktiv die moralische Haltung zur Führung überprüft. Ein privates Subjekt existiert nicht, und so können die nordkoreanischen Künstler schon mit klassisch-moderner abstrakter Malerei nicht viel anfangen, geschweige denn mit postmoderner Klangkunst von Nik Nowak oder dem Metal-Körperdesign von Jean Emmanuel “Valnoir” Simoulin. Aber sie mögen ein Foto von Simoulin, in das er mehrmals sich selbst im Stechschritt um ein Denkmal herummarschierend kopiert hat. Genau das ist „Juche“, freuen sie sich: der Eine als die Vielen.

Tom Dorow

Details

Norwegen, Deutschland 2019, 101 min
Genre: Dokumentarfilm
Regie: Tommy Gulliksen
Kamera: Sven-Erling Brusletto
Schnitt: Uwe Klimmeck
Verleih: missingFILMs
FSK: oA
Kinostart: 06.06.2019

Website
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Vorführungen

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