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Walter Pfeiffer – Chasing Beauty

Humor und ein Auge für Stil

In den frühen 80er Jahren waren seine Fotografien schöner junger Männer noch zu offensiv und pornografisch für den Mainstream. Heute, mit über 70, ist Walter Pfeiffer ein Star der Modefotografie.

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Jahrelang schwankte Walter Pfeiffers Karriere zwischen dem kurzen Aufblitzen von Anerkennung und dem völligen Vergessen. Angefangen hat alles vor über 50 Jahren mit Fotografien von schönen jungen Männern. Die landeten bald in Schwulenmagazinen, die erste Buchveröffentlichung wurde hingegen tot geschwiegen. Zu offensiv und pornografisch waren die Aufnahmen für die frühen 80er. Heute haben sich die Arbeiten Pfeiffers und der Zeitgeist gefunden. Mit über 70 ist er ein Star der Modefotografie, arbeitet für alle wichtigen Häuser und ist endlich berühmt. Das wollte er immer sein. „Aber meine Mutter meinte, bleib lieber gesund. Und da hat sie ja auch recht.“
Genau dieser trockene Humor Pfeiffers macht das Porträt so ausgesprochen unterhaltsam. Denn jener „schöne Unernst“ zieht sich auch durch Pfeiffers Werk. Er war nie an technischer Perfektion interessiert, fotografierte mit einer kleinen Pocketkamera und oft mit Blitz. Dazu kam ein angeborenes Zittern der Hände. Aber er hat ein Auge für Stil, ein untrügliches Gefühl für das Szenografische und eine große Lust an der Ästhetik. Dazu auch die „Geduld eines Ochsens“, wie er selbst sagt. Pfeiffer probierte sich aus, er schrieb ein Theaterstück, zeichnete, illustrierte, collagierte, arbeitete als Grafiker und machte Installationen. Iwan Schumann lässt viele Wegbegleiter - Kuratoren, Verleger, Art Directoren - über Pfeiffers Arbeit philosophieren. Es kommen aber auch ehemalige Modelle zu Wort, die als junge Kerle, oft frisch von der Straße weg, für ihn posierten. Sie erzählen, wie die Fotosessions mit Pfeiffer ihre Sicht auf sich und Männlichkeit verändert haben. Und, wie Walter Pfeiffer so schön sagt: „Wenn du ein dickes Väterchen bist, dann wirst du dich gern erinnern“. Sagt es und arrangiert den muskulösen Körper seines Modells auf einer Decke im Feld. Dann kommt ein Traktor vorbei und der Slip muss schnell gefunden werden.

Susanne Kim

Details

Schweiz/Frankreich/Deutschland 2017, 89 min
Genre: Dokumentarfilm, Biografie
Regie: Iwan P. Schumacher
Drehbuch: Iwan P. Schumacher
Kamera: Pio Corradi, Iwan P. Schumacher
Schnitt: Anja Bombelli
Musik: Fabian Gisler, Victor Moser
Verleih: Edition Salzgeber
FSK: 12
Kinostart: 08.03.2018

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