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Vor mir der Süden

Auf den Spuren Pasolinis

Pepe Danquart fährt auf den Spuren von Pier Paolo Pasolini mit einem Fiat Millecento rund um Italien.

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Im Sommer 1959 bricht Pier Paolo Pasolini auf eine erste Rundreise durch Italien auf, um die Veränderungen des Landes durch die Industrialisierung und die Migration von Süd- nach Norditalien zu dokumentieren, befragt die Bewohner:innen aber auch zu ihren Wünschen, Überzeugungen und sexuellen Vorlieben. 2019 mietet sich der Regisseur Pepe Danquart das mittlerweile zum Oldtimer gewordenen Automodell Pasolinis und fährt dieselbe Route ab – einmal um die gesamte Küstenlinie des Stiefels. Seine Filmaufnahmen werden übereinandergelegt mit Auszügen aus Pasolinis Texten, woraus ein bisweilen interessanter Verfremdungseffekt entsteht. Auch setzt Danquart verschiedene Filmebenen und Filter ein, um die Identifikation mit Pasolini und die Differenz zu seinen Erfahrungen zu veranschaulichen. Danquart selbst bleibt jedoch unsichtbar, er offenbart nichts über seine Motivation zu dieser Reise, sein Interesse an Pasolini oder die Rolle der Sehnsucht der Deutschen nach dem Süden, die seinem Film eingeschrieben ist.
Danquart porträtiert ein Land, das von zwei Bewegungen geformt wird: den Tourist*innen aus dem Norden und den Migrant*innen aus dem Süden. Parzellierte Strände wechseln sich ab mit den Zeltstädten prekarisierter Einwander*innen. Auch die Rezeption und Aktualität von Pasolini spielt immer wieder eine Rolle, da Danquart überall glühende Verehrer des Regisseurs zu entdecken scheint. Nicht alle dieser Beiträge und Interviews sind interessant, aber immer wieder entfaltet sich ein feiner Witz, der den Film mehr trägt als sein politischer Anspruch. Für diesen Anspruch steht VOR MIR DER SÜDEN zu unentschieden zwischen Roadmovie, Biografie und Sozialporträt und kann mit dem Engagement seines Vorbilds nicht mithalten.

Yorick Berta

Details

Italien/Deutschland 2020, 117 min
Sprache: Deutsch, Italienisch
Genre: Dokumentarfilm
Regie: Pepe Danquart
Drehbuch: Pepe Danquart
Kamera: Thomas Eirich-Schneider
Schnitt: Andrew Bird
Musik: Amiina
Verleih: Neue Visionen
Darsteller: Ulrich Tukur
FSK: oA
Kinostart: 01.07.2021

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