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Von Bananenbäumen träumen

Ich sag mal: Ja

Die Bewohner von Oberndorf an der Oste wollen die Erosion ihres Dorflebens durch Landflucht nicht hinnehmen. Sie wenden sich an eine Agentur in Berlin, die einen Plan entwickelt, der auf den ersten Blick kurios wirkt: Mit der in der Gegend reichlich vorhandenen Gülle könnte Energie für eine Fischaufzucht von afrikanischen Welsen gewonnen werden.

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In den Dokumentarfilm VON BANANENBÄUMEN TRÄUMEN von Antje Hubert muss man sich als hibbelige Großstadtbewohnerin erst einmal einfinden. Hubert erzählt gemächlich, eins nach dem anderen, mit freundlichen Animationen und Kapitelüberschriften zwischendrin. Das Tempo passt zu dem kleinen Dorf in Norddeutschland, in dem auch nichts überhastet passiert. Aber im Gegensatz zu vielen anderen Dörfern, die ebenso wie Oberndorf an der Oste mit Landflucht zu kämpfen haben, wollen die Bewohner die Verarmung des kulturellen und sozialen Angebots nicht hinnehmen. Als die Dorfschule geschlossen werden soll, setzt sich eine engagierte Runde zusammen und schmiedet Pläne, um den Kauf der Schule zu finanzieren. Ein Projekt muss her und eine Agentur in Berlin soll dabei helfen. Sie entwickelt einen Plan, der auf den ersten Blick kurios wirkt: Mit der in der Gegend reichlich vorhandenen Gülle könnte Energie für eine Fischaufzucht von afrikanischen Welsen gewonnen werden. Als Abfallprodukt entstünde Dünger, der wiederum einer Bananenplantage zugeführt werden könnte…
Antje Hubert verfolgt die Entwicklung des Plans von den ersten Anfängen über Rückschläge, Umwege, Wartezeiten und erste Erfolge bis zu dem Zeitpunkt, wo der erste Fisch im neuen Becken schwimmt. Aber um den Erfolg des Projektes, das am Ende überregional Aktionäre anzieht, geht es gar nicht so sehr wie um den Prozess der Umsetzung, der alle an jeder Ecke vor neue, ganz individuelle Herausforderungen stellt. Dorfaktionäre fühlen sich ausgegrenzt, der innere Kern ist überfordert, Genehmigungen lassen auf sich warten, und auf einmal wird alles viel größer als erwartet. Es macht Freude, an der Entwicklung des Dorfes teilzuhaben und den herzlichen und offenen Bewohner*innen zuzuhören. Und am Ende kann man Bauer Jörn in seinem abschließenden Urteil nur zustimmen: „Ich sag mal: Ja.“

Toni Ohms

Details

Deutschland 2016, 92 min
Genre: Dokumentarfilm
Regie: Antje Hubert
Drehbuch: Antje Hubert
Kamera: Andreas Stonawski
Verleih: ImFilm
FSK: oA
Kinostart: 30.03.2017

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