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Volt

Rüder Umgangston

Deutschland, nahe Zukunft. Flüchtlinge sind in elenden Transitzonen zusammengepfercht. Die Polizei agiert wie ein Söldnerheer. Als „Volt“ eines Nachts aus Versehen einen Afrikaaner tötet, kocht die Stimmung über. Brachial-düsterer Thriller.

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Die Welt in VOLT ist kaputt, daran besteht kein Zweifel. Der CHAOSTAGE-Regisseur Tarek Ehlail zeigt ein aus den Fugen geratenes Deutschland der nahen Zukunft, wo Flüchtlinge in elenden Transitzonen zusammengepfercht werden. Ein auf den passenden Spitznamen „Volt“ hörender Polizist (abgeschafft: Benno Führmann) tötet eines Nachts versehentlich einen Afrikaner und vertuscht den Vorfall. Als Reaktion darauf kocht die Stimmung im Transitlager über: Die Flüchtlinge fordern Vergeltung, die Polizisten greifen umso brachialer durch. Die Parteien stehen sich absolut unversöhnlich gegenüber, denn die Cops verhehlen ihre Verachtung für die „Kanaken“ ebenso wenig wie die Migranten ihren Hass auf die „Drecksbullen“. Der wortkarge Volt steht zwischen den Fronten, hadert mit seinem Gewissen und lernt zu allem Überfluss die Schwester des Toten kennen... Tarek Ehlail setzt nicht so sehr auf eine ausgefuchste Charakterisierung und Handlung, sondern viel eher auf sein stupendes Stilbewusstsein. Hämmernde Industrial-Beats, reichlich Dunkelheit und flackernde Neonlichter konturieren das überstilisierte dystopische Setting, das Ehlail in Kellerclubs und leeren Industriehallen verortet. Einen dokumentarischen Charakter entwickeln nur die von Handkameras begleiteten Razzien der Polizei, die auf aktuelle Nachrichtenbilder rekurrieren. Das Überspitzte des gradlinigen Thrillers spiegelt sich in der groben Darstellung der Polizisten, die mit vernarbten Gesichtern, Prellungen und dem rüden Umgangston („Halts Maul, verpiss dich“) eher wie Söldner denn Ordnungshüter wirken. Die ziemlich künstlich wirkenden Dialoge und die schroffe Figurenzeichnung verschenken Potential, doch aus dem Allerlei oft stromlinienförmiger deutscher Filmproduktionen sticht der stilistisch interessante VOLT allemal heraus.

Christian Horn

Details

Deutschland/Frankreich 2016, 80 min
Genre: Science-Fiction
Regie: Tarek Ehlail
Drehbuch: Tarek Ehlail
Kamera: Mathias Prause
Schnitt: Andrea Mertens
Musik: Alec Empire
Verleih: farbfilm Verleih
Darsteller: Benno Fürmann, André Hennicke, Anna Bederke, Sascha Alexander Geršak, Surho Sugaipov
FSK: 16
Kinostart: 02.02.2017

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