Was auffällt: dieser Film braucht keine musikalische Untermalung, um Stimmung aufzuladen. Er ist wortkarg wie Eva, DIE WÄRTERIN. Er erklärt sich, indem man ihr zuschaut. Eva arbeitet in einem dänischen Gefängnis. Korrekt, nicht unfreundlich versieht sie ihren Dienst: Umschluss, Essensausgabe, Kontrolle der Überwachungsmonitore, nichts Spektakuläres. Aber dann, als sie beobachtet, wie ein Schub Häftlinge eingeliefert wird, verändert sich ihr Gesicht, zeichnet sich in ihrem Blick etwas Bösartiges ab, als läge sie auf der Lauer. Eva (Sidse Babett Knudsen) lässt sich versetzen in den Hochsicherheitstrakt, wo die inhaftiert werden, die nicht zu rehabilitieren sind; so gefährlich, dass es einem gelang, seinen Zellennachbarn mit einem Messer zu töten. Es war Nummer 15 – hier wird man nicht mit dem Namen angesprochen, sondern mit der Nummer. Es ist der erste Triumph des Häftlings Nummer 15, dass er Eva zwingt, ihn mit seinem Namen anzusprechen – Mikkel.

Dieser Mikkel ist alles andere als sympathisch, sein Aussehen signalisiert, dass kein positives Gefühl oder gar die Attraktivität des Bösen diesen Gefangenen und seine Wärterin verbindet. Es ist Rache. Denn der Mann, den Nummer 15 getötet hat, war Evas Sohn, und sie nimmt Rache. Kleinlich zunächst: Sie hält ihm die ihm zustehenden Zigaretten vor, verweigert ihm den Klogang, unterzieht ihn einer demütigenden Leibesvisitation, der sie wie unbeteiligt beiwohnt. Doch dann explodiert sie, schlägt, nachdem sie ihm Drogen untergeschoben hat, mit übler Gewalt auf ihn ein – und wird so selbst zur Gefangenen. In dem Duell ist er jetzt der Stärkere. Er könnte sie wegen der Prügelorgie anklagen, könnte ihr, als sie ihn auf einen Ausgang begleitet, Gewalt antun, könnte … Es bleibt spannend und endet doch unspektakulär.

Elisabeth Bauschmid