Magazin für unabhängiges Kino
Filmwecker
Filmnotiz

Neue Notiz

Victoria – Männer & andere Missgeschicke

Neurosenparty

Die Anwältin Victoria kann im Gerichtssaal brillant argumentieren, ihr Leben jenseits der Arbeit ist aber eine Katastrophe: Ihre beiden Kinder schiebt sie an wechselnde Kindermädchen oder -jungs ab, ihr Ex schreibt einen Blog über sie, und selbst ihr Psychiater hält sie für gestört.

Mehr

Auch wenn der deutsche Verleih Justine Triets Film den generischen Untertitel „Männer & andere Missgeschicke“ verpasst hat, sollte man sich nicht täuschen lassen: VICTORIA ist alles andere als eine typische französische Komödie. Die Mischung aus neurotischer Psychostudie, Sexkomödie und Gerichtsfilm lässt sich gar nicht so leicht auf einen Punkt bringen - was Stärke und Schwäche des Films ist.
Volle 97 Minuten im Mittelpunkt steht die Anwältin Victoria (Virginie Efira), die im Gerichtssaal brillant argumentieren kann, deren Leben jenseits der Arbeit aber eine Katastrophe ist: Ihre beiden Kinder schiebt sie an wechselnde Kindermädchen oder -jungs ab, ihr Ex schreibt einen Blog über sie, ihr Sexleben besteht aus Affären, selbst ihr Psychiater hält sie für gestört. Und zu allem Überfluss soll sie nun auch noch ihren alten Freund Vincent (Melvil Poupaud) verteidigen, dem schwere Körperverletzung vorgeworfen wird. Doch um diesen Fall geht es nur bedingt, viel wichtiger scheint der jungen Regisseurin Justine Triet - die mit diesem, ihrem zweiten Film gleich zur Eröffnung der Woche der Kritik nach Cannes eingeladen wurde - die Psyche ihrer Hauptfigur zu sein, die daran zu scheitern droht, den Erwartungen der Gesellschaft zu genügen. Karriere und Privatleben unter einen Hut zu bringen und dabei auch noch eine stets gute Figur zu machen - darum bemüht sich Victoria, driftet zwischenzeitlich regelrecht in eine Depression ab und scheint die Lösung doch vor Augen zu haben. Ihr ehemaliger Klient Sam (Vincent Lacoste), der nun als ihr Assistent, als eine Art Mädchen für alles, aushilft, wird von Triet als Ausweg angeboten. Wenn man mag, eine Umkehr des typischen Rom-Com-Musters, in dem älteren neurotischen Männern, junge, hübsche Dinger an die Seite gestellt werden. Nicht die einzige überraschende Volte eines Films, der ebenso ungewöhnlich und sperrig wie seine Hauptfigur ist.

Michael Meyns

Details

Originaltitel: In Bed With Victoria
Frankreich 2016, 90 min
Sprache: Französisch, Englisch
Genre: Drama, Komödie
Regie: Justine Triet
Drehbuch: Justine Triet
Kamera: Simon Beaufils
Schnitt: Laurent Sénéchal
Verleih: Alamode Film
Darsteller: Virginie Efira, Vincent Lacoste, Melvil Poupaud, Emmanuelle Lanfray
FSK: 12
Kinostart: 04.05.2017

Website
IMDB

Vorführungen

Keine Programmdaten vorhanden.

ALLE ANGABEN OHNE GEWÄHR.
Die Inhalte dieser Webseite dürfen nicht gehandelt oder weitergegeben werden. Jede Vervielfältigung, Veröffentlichung oder andere Nutzung dieser Inhalte ist verboten, soweit die INDIEKINO BERLIN UG (haftungsbeschränkt) nicht ausdrücklich schriftlich ihr Einverständnis erklärt hat.