Crystal Meth und schwanger - lange geht das nicht gut. Auch Jenny (Emma Nova) weiß das. Trotzdem zieht sie sich mit ihrem neuen Freund Bolle (Paul Wollin) das kristallklare Pulver rein, als sei ihr Leben ein harmloser Traum aus Glitzer und Party. Zusammen gehen die beiden feiern, haben Spaß und Sex. Sie lieben sich und wollen gemeinsam die kleine Tochter großziehen, die nun schon seit einigen Monaten in Jennys Bauch wächst. Nur eine Sache wird der jungen Frau in ihrer prekären Lage zu spät bewusst: „Liebe reicht nicht immer“, wirft sie ihrem druffen Partner an den Kopf, als sie entgiftet und resigniert kurz vor der Geburt in der JVA eine Haftstrafe absitzt.
Jenny hat ziemlich viel Mist gebaut im Leben, viel mehr verrät Chiara Fleischhacker über die Vergangenheit ihrer Protagonistin nicht. Lieber bleibt sie ganz nah bei ihr. Jenny lässt kaum jemanden an sich herankommen - nur Bolle und ihren Erstgeborenen Lukas, der gerade eingeschult wird. Ihre Kontrahaltung gegenüber dem Rest der Welt verhärtet vor allem das Verhältnis zur eigenen Mutter, bei der ihr Sohn aufwächst.
Gerade noch rechtzeitig bringt Fleischhacker die Hebamme Marla (Friederike Becht) ins Spiel. Als frei arbeitende Geburtshelferin bietet sie Jenny ihre Unterstützung an, ohne Stress mit dem Jugendamt. Ihre unkomplizierte, aber wenig souveräne Art sorgt plötzlich für eine unsichere Balance in der Geschichte, die sonst allzu leicht vorhersehbar scheint. Auch Marla kennt die Höhen und Tiefen einer Sucht, und Jenny spürt ihre Unsicherheit. Endlich ist da jemand, der es ehrlich meint mit ihr. In der fragilen Beziehung dieser ambivalenten Frauen zueinander liegt überraschend viel Wahrheit. Manchmal genügt eine flüchtige Geste, um Vertrauen herzustellen.

Pamela Jahn