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Uns geht es gut

Impressionen einer ziellosen Generation

Tubbie, Jojo, Birdie und Marie leben an einem unbestimmten Ort in einer undefinierbaren Zeit, die heute aber auch die 20er Jahre sein könnten, in den Tag hinein. Impressionistisches Porträt einer ziellosen Generation.

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Sich aus seiner Komfortzone hinaus zu bewegen, wagt das deutsche Kino nicht allzu oft. Insofern hat Henri Steinmetz Debütfilm UNS GEHT ES GUT Sympathie verdient, auch wenn er gerade zum Ende hin nicht wirklich ein runder Film ist. Was allerdings auch mit seinem Ansatz zu tun hat, denn der ist betont undramatisch und impressionistisch. Fünf junge Menschen stehen im Mittelpunkt, eine Clique, angeführt von Tubbie (Franz Rogowski, bekannt aus LOVE STEAKS und VICTORIA), der mit Jojo, Birdie und Marie unbestimmt in den Tag hinein lebt. Wo, das ist angesichts der undefinierten oft verfallenen Schauplätze ebenso unklar wie wann: Kostüme und Frisuren deuten mit ihren Anlehnungen an Hipsterkleidung der Gegenwart und die Haarschnitte der 20er Jahre eine Zeitlosigkeit an, die dem ganzen Film über lange Zeit eine spannende Uneindeutigkeit verleiht. Nicht Nihilismus bestimmt das Tun der Clique, sondern die schiere Lust am Sein, am Provozieren, am Austarieren der eigenen Grenzen und Möglichkeiten. In lose Kapitel ist das unterteilt, deren beschreibende Titel an Bildungsromane erinnern und betont spannungsfrei sind. Genau das wird allerdings irgendwann zum Problem: Steinmetz begnügt sich damit, einen Zustand zu evozieren, die zwischen Unbeschwertheit und Leere schwankende Atmosphäre einer Generation ohne Ziele einzufangen, doch auf Dauer ist das etwas wenig. Mag sein, dass das ursprüngliche Drehbuch fokussierter war: Das der Autor seinen Namen zurückzog und nun das aus Hollywood bekannte Pseudonym Alan Smithee im Abspann zu lesen ist, deutet auf einige Unstimmigkeiten hin. Wie dem auch sei: Trotz mancher Schwächen ist UNS GEHT ES GUT ein spannender Film, der mit seiner flirrenden Atmosphäre, seinen unkonventionellen Charakteren über lange Zeit mehr Sog entfaltet, als man es vom sonst oft so biederen deutschen Kino gewöhnt ist.

Michael Meyns

Details

Deutschland 2015, 93 min
Genre: Drama
Regie: Henri Steinmetz
Drehbuch: Alan Smithee
Kamera: Bernhard Keller
Schnitt: Lorna Hoefler-Steffen
Verleih: X-Verleih
Darsteller: Angela Winkler, Denis Moschitto, Franz Rogowski, Jordan Elliot Dwyer, Maresi Riegner, Jonas Dassler, Emanuel Schiller
Kinostart: 28.01.2016

Website
IMDB

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