Die 18-jährige Trompeterin Trine von den Lofoten kann es kaum glauben: Sie ist zum Vorspiel bei Tine Thing Helseth in der Osloer Oper eingeladen – und das schon in einer Woche! Es gibt nur ein Problem. Als engagierte Umweltaktivistin will Trine die 1500 Kilometer bis Oslo auf keinen Fall fliegen. Was also tun? Ein Zugticket kostet doppelt so viel wie ein Flug – und der Zug verbraucht Diesel. Spontan entscheidet Trine sich, zu trampen. Auf dem langen Weg durch ganz Norwegen bis in die Hauptstadt muss sie neben der täglichen Suche nach Mitfahrgelegenheit und Schlafplatz verschiedene andere Herausforderungen meistern und mit dem Druck der bevorstehenden Prüfung umgehen.
Laurens Pérol gewann für seinen unkonventionellen Roadtrip einer jungen Musikerin u. a. den Preis für das beste Spielfilmdebüt bei den Nordischen Filmtagen 2023. Der 1995 in Stuttgart geborene Regisseur kommt in dem ruhig erzählten ÜBEN ÜBEN ÜBEN ohne viel Dialog aus, lässt Trine in ihrer signalgelben Outdoorjacke in eindrucksvollen Bildern vor der kargen Kulisse der norwegischen Natur oder auch im Kuhstall Trompete üben und baut Traumsequenzen ein, die Trines Ängste und Wünsche spiegeln. Dabei verlässt er sich ganz auf Hauptdarstellerin Kornelia Melsæter, die ihre Rolle der zurückhaltenden, aber bestimmten, mutigen jungen Frau, die auf ihrer Reise über sich hinauswächst, überzeugend spielt. Während die junge Klimaschützerin in den Süden trampt, sind im Radio Neuigkeiten zum Klimaprozess Greenpeace gegen Norwegen zu hören. So verbindet Pérol, der als Jugendlicher selbst Trompete spielte und in Anlehnung an seinen Film zu einigen Premieren trampte, den persönlichen Traum seiner Heldin mit ihrem Umweltbewusstsein – und greift ein Dilemma auf, das in der Lebensgestaltung vieler junger Menschen eine Rolle spielt.

Stefanie Borowsky