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Traumland

Weihnachtsfilm wider die bürgerliche Verlogenheit

Zürich. In der ganzen Stadt bereiten sich die Menschen auf den Weihnachtsabend vor. Sie alle haben, auf die eine oder andere Art mit Mia zu tun, die als Prostituierte arbeitet. Ein dichter Episodenfilm um Liebe, Sex und bürgerliche Verlogenheit.

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Weihnachten steht vor der Tür. In Zürichs Hauptbahnhof glitzert der Swarovski-Tannenbaum. Im Kreis 5 und am Sihlquai, wo die Prostituierten arbeiten, sieht es derweil weniger festlich aus. In der ganzen Stadt bereiten sich die Menschen auf die Feiertage vor. Judith ist Sozialarbeiterin in einem Café für Sex-Arbeiterinnen. Nach der Schicht trifft sie sich frühmorgens noch mit einem Liebhaber, bevor sie zu ihrem Mann nach Hause zurückkehrt. Lena und Martin, gut situiert und geschmackvoll eingerichtet, erwarten ihr zweites Kind. Im Auto entdeckt ihr 6-jähriger Sohn einen Fetzen Papier, „Lubricant Anal“ steht darauf. Rolf hat Angst vor Weihnachten, seine Frau hat ihn verlassen, seinem grantigen Vater hat er nichts davon gesagt und seine fast erwachsene Tochter mag nicht zu Besuch kommen. Einsam ist auch die Spanierin Maria seit dem Tod ihres Mannes. In der Kirche fasst sie sich ein Herz und lädt den Witwer Alfredo zum Weihnachtsessen ein. Und dann ist da noch die 18-jährige Bulgarin Mia, die als Prostituierte arbeitet und sich auf ein Weihnachten bei ihrer Mutter freut, wo sie auch ihre Tochter wiedersehen wird. Zunächst erscheint es, als ob alle diese von einem hochkarätigen Ensemble – unter anderem spielen die Almodovar-Schauspielerin Marisa Pareda und André Jung mit - exzellent gespielten Geschichten um Liebe und Sex hübsch episodisch nebeneinander her plätschern würden, aber dann rückt Mia (Luna Zimic Mijovic) immer mehr in den Mittelpunkt. Alle begegnen ihr an diesem grauen Weihnachtstag, als Sozialarbeiterin, Nachbarin, Freier oder als verzweifelte Ehefrau eines Freiers. Und von allen schlägt ihr in kleinen und kleinsten Gesten Verachtung entgegen. Der Episodenfilm nimmt Fahrt auf und eine bedrückende Dichte an. Die Schlinge aus Verachtung, Gleichgültigkeit und Prüderie, die die Gesellschaft der Außenseiterin umlegt, zieht sich zu.

Hendrike Bake

Details

Deutschland/Schweiz 2013, 98 min
Sprache: Deutsch
Genre: Drama
Regie: Petra Volpe
Drehbuch: Petra Volpe
Kamera: Judith Kaufmann
Schnitt: Hansjörg Weissbrich
Verleih: farbfilm Verleih
Darsteller: Devid Striesow, Luna Mijovic, Stefan Kurt, Marisa Paredes, Ursina Lardi, André Jung, Bettina Stucky
FSK: 12
Kinostart: 20.11.2014

Website
IMDB

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