Neue Notiz
Titane
Verstörende Gefühle
Der Vergleich zu David Cronenbergs CRASH ist naheliegend. Wo dieser aber kalt und intellektuell ist, ist TITANE emotional und verstörend.
Beim diesjährigen Filmfestival in Cannes gewann TITANE die Palme d’Or. Es scheint unwahrscheinlich, dass dieses Jahr ein aufregenderer Film in die Kinos kommen wird.
Julia Ducornaus (RAW) zweiter Film handelt von Alexia (Agathe Rousselle), einer Tänzerin, die auf Automessen auftritt. Nach einer vereitelten Vergewaltigung flüchtet sie aus ihrem alten Leben, ändert ihr Äußeres drastisch, und gibt sich als lange verschollener Sohn eines Feuerwehrkommandanten aus. „Papa“ Vincent (V. Lindon) verteidigt „Adrien“ so energisch gegen jegliche Zweifel an seiner Identität, dass Alexia ihren ursprünglichen Plan, bald weiter zu flüchten, verwirft. Vincent, der seinen Ochsenkörper mit Spritzen vor dem Alter zu retten versucht, sieht etwas in dem kaputten, androgynen Wesen, und Alexia fühlt sich in einer Weise gesehen, die anders ist als die in ihrem alten Leben, als sie sich auf Sportwagen erotisch räkelte. Aber Adrien zu sein wird schwieriger, denn ihr Körper zeigt Zeichen einer Schwangerschaft …
Das Titan des Titels ist ein Implantat in Alexias Kopf, mit dem ihr nach einem Autounfall der Schädel repariert wurde, und stellt eins der drei Elemente dar, die sich durch den Film ziehen. Während die Handlung (Gender-)Identität als instabil und flüssig zeigt, interagieren Metall, Feuer und Fleisch direkt und physisch miteinander, immer angetrieben von einer starken Sexualität. Der Vergleich zu David Cronenbergs CRASH ist naheliegend. Wo dieser aber kalt und intellektuell ist, ist TITANE emotional und lässt Publikum und Charaktere immer etwas spüren, selbst wenn die Gefühle verwirrend und verstörend sind. Der erste Akt ist durchzogen von explosiven Schockmomenten und Reizüberflutung, während die destruktive Energie danach ständig unter der Oberfläche brodelt, und die Frage, wann und in welcher Form sie ausbricht, zum Nervenkitzel wird. Denn der Ausbruch ist sicher.
Frankreich 2021, 108 min
Sprache: Französisch
Genre: Thriller, Drama
Regie: Julia Ducournau
Drehbuch: Julia Ducournau
Kamera: Ruben Impens
Schnitt: Jean-Christophe Bouzy
Verleih: Koch Films
Darsteller: Agathe Rousselle, Vincent Lindon, Garance Marillier, Myriem Akheddiou, Dominique Frot
FSK: 16
Kinostart: 07.10.2021
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