Leise plätschert kultivierter Jazz. Der Herbst leuchtet in dezenten warmen Farben, die auch die Produktlandschaft bestimmen, die Autos, Pullunder und Strickkleider. THE MASTERMIND spielt 1970, aber das ist kaum zu merken, denn die Nonchalance und das Selbstbewusstsein der eleganten, gut angezogenen Bourgeoisie-Bohème, die Kelly Reichardts Film bevölkert, hat etwas Zeitloses. Am nonchalantesten von allen ist James Mooney (Josh O’Connor), Richtersöhnchen mit Kunstambitionen. Jeder Schritt und jede Geste scheint zu sitzen, als er die örtliche Kunstgalerie auscheckt und dabei en passant eine kleine Figurine mitgehen lässt. Für den größeren Raub, den er gerade einfädelt, braucht er Unterstützung, und so rekrutiert er Larry, Guy und Ronnie, die die Gemälde rauben und das Fluchtauto fahren sollen. Mooney bleibt Mastermind im Hintergrund, der alle Fäden souverän im Griff hat. So hat er sich das zumindest gedacht. Dann allerdings bringt er am Morgen des Raubüberfalls die Kinder zur Schule und muss feststellen, dass sie schulfrei haben, Lehrerausflug. Seine Frau kann sie auch nicht übernehmen. „Du hast doch nichts weiter vor“. Von da an geht es weiter bergab.
Nach SHOWING UP (2022), der in der Kunst-Community von Portland spielte, hat Kelly Reichardt mit THE MASTERMIND ihre zweite Komödie gedreht, und die ist ganz entzückend. Der Humor ist dabei so elegant rhythmisiert wie der Score von Rob Mazurek und basiert weniger auf einzelnen Pointen als auf sanften Verschiebungen der Erwartungen – an Mastermind Mooney und an ein Genre, das normalerweise mit Hochspannung arbeitet. Der „eine dumme Fehler“ ist bei Reichardt eine Kette wirklich schlechter Planungen und antiklimaktischer Alltagsumstände, die umso lustiger werden, je länger sie nachwirken.

Hendrike Bake