Pamela Anderson ist Shelly, die älteste Tänzerin in einer der ältesten Revueshows in Las Vegas. Seit 30 Jahren ist Shelly Teil des „Razzle Dazzle“-Ensembles, und nun soll die Show dichtmachen. Damit bricht für Shelly nicht nur ihr Arbeitsplatz weg, sondern auch das soziale Umfeld und letztendlich ihr Platz in der Welt. Anderson spielt Shelly einerseits als taffe Person, die sich seit 30 Jahren im Showbusiness behauptet, andererseits als naiv und verträumt. Immer wieder hat sie dem Traum vom Glamour und der Freude an der Performance Sicherheit und Familie geopfert, und würde es vermutlich wieder tun, auch wenn der Preis, den sie dafür zahlen muss, immer deutlicher wird. Shellys Kurzsichtigkeit, die nur die unmittelbare Gegenwart sehen will, und das am liebsten durch Tüll, Federn und Glitter, spiegelt sich in der Inszenierung. Gia Coppola, Enkelin von Francis Ford Coppola und Nichte von Sofia Coppola, erzählt ihre Geschichte mit einer so geringen Tiefenschärfe, dass die meisten Hintergründe wie durch einen Schleier zu sehen sind, manchmal sind sogar die handelnden Personen nicht ganz scharf. In diesem Nebel ihrer inneren Räume – fast alle Szenen spielen Backstage oder in Shellys Wohnung – versucht Shelly, sich zu orientieren, aber anders als die jüngeren Kolleginnen, die sich schon nach neuen Rollen umschauen, oder ihre beste Freundin Annette (grandios: Jamie Lee Curtis), die einer ähnlichen Lage mit zynischem Realismus und viel Alkohol begegnet, ist sie hauptsächlich verloren. Darüber hinaus erzählt THE LAST SHOWGIRL nicht viel, aber in einigen Momenten schafft es der Film perfekt, die Schattenseite des „Follow Your Dream“ einzufangen – die Perspektivlosigkeit, die Menschen im Showbusiness erwartet, die nicht zu den wenigen Erfolgreichen zählen oder einen cleveren Plan B in petto haben.

Hendrike Bake