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The King

Roadmovie durch Trump-Country

Eugene Jarecksi und sein Team brechen in einem Rolls Royce aus dem Besitz von Elvis Presley zu einer Reise auf den Spuren des King auf. Elvis Aufstieg und Fall wird zur Metapher des amerikanischen Traums.

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Elvis als Metapher: Mit seinem phänomenalen Aufstieg aus schlichten Verhältnissen und seinem tragischen Fall durch Grenzenlosigkeit und Gier wird der King in Eugene Jareckis Doku als Bild für ein scheiterndes Amerika gelesen. Der Traum war groß, der amerikanische, vom Recht eines jeden auf das Streben nach Glück. Nun ist die Frage: Hat er sich schon ausgeträumt? Sind die USA heute der verfettete King am Ende seines Lebens? Oder gibt es noch Hoffnung für das "Promised Land", wie der Film zunächst auch hieß?
Der Regisseur und sein Team brechen zu einer Erkundungsreise quer durch die USA auf. In einem original 1963er Rolls Royce aus Presleys Besitz folgen sie den Spuren der Rocklegende und begegnen Elvis-Experten wie Greil Marcus, Stars aus der Musik- und Filmwelt wie Ethan Hawke, Ashton Kutcher, Chuck D und Emmylou Harris, aber auch einfachen US-Bürgern, die Elvis' Nachbarn waren, als er selbst noch unbekannt und ein Träumer war. Unterwegs bekommen wir großartige Musik nicht nur vom King geboten. Dabei entsteht im Inneren des auratischen Wagens eine Perlenkette intimer Szenen, etwa wenn EmiSunshine und Band auf engstem Raum einen intensiven Auftritt hinlegen. Zugleich werden klassische Fragen neu formuliert, z.B. inwiefern die Aneignung Schwarzer Musik durch Elvis auch ein allgemeines Hörbarmachen dieser Subkultur bedeutete. Und immer wieder reflektieren die Gäste auf dem Roadtrip den Zustand der Nation. Doch der Fokus auf Elvis ist wirkmächtiger als die angestrebte Diagnose des Patienten USA. Gern würde man neben dem faszinierenden Blick auf den Superstar mehr von den Begegnungen mit der gegenwärtigen USA sehen, die THE KING provoziert. Das metaphorische Bild überstrahlt unterhaltsam das, was mit seiner Hilfe verstanden werden soll: die dem amerikanischen Traum innewohnende Neigung, zu enttäuschen.

Anna Stemmler

Details

Originaltitel: Promised Land
USA/Deutschland/Frankreich 2017, 117 min
Genre: Dokumentarfilm, Roadmovie, Biografie
Regie: Eugene Jarecki
Drehbuch: Eugene Jarecki
Kamera: Tom Bergmann, Christopher Frierson, Étienne Sauret
Schnitt: Simon Barker, Alex Bingham, Èlia Gasull Balada, Laura Israel
Musik: Antony Genn, Robert Miller, Martin Slattery
Verleih: Arsenal Filmverleih
Darsteller: Alec Baldwin, Ethan Hawke, Chuck D, Greil Marcus
FSK: 6
Kinostart: 19.04.2018

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IMDB

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