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The Happy Film

Selbstversuch

Stefan Sagmeisters Filmreise ist der Versuch, nach dem Aus einer 11-jährigen Beziehung und dem Tod der Mutter wieder Glück zu finden. Er probiert es mit Meditation, Verhaltenstherapie und Drogen.

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„This film will not make you happy“ stellt eine Einblendung von vornherein klar. Stefan Sagmeisters Filmreise ist der Versuch, nach dem Aus einer 11-jährigen Beziehung und dem Tod der Mutter wieder Glück zu finden. Und artet mitunter zur Egoshow aus. Als Grafikdesigner und Typograf von Plattencovern der Rolling Stones und anderer machte sich der 1962 geborene Österreicher einen Namen, nebenher spürt er in Vorträgen oder der Ausstellung „The Happy Show“ dem „Glück“ nach. Das in Kooperation mit dem befreundeten Regisseur Hillman Curtis (der während der 6-jährigen Drehzeit verstarb und von Ben Nabors ersetzt wurde) realisierte Experiment ist auf den Protagonisten fixiert, kein Wunder, schon 2008 drehte Curtis ein Kurzfilmporträt mit dem bezeichnenden Titel THINGS I HAVE LEARNED IN MY LIFE SO FAR: STEFAN SAGMEISTER. Für jeweils drei Monate testet Sagmeister drei Methoden, die nach der Hypothese des Psychologen Jonathan Haidt Wege in ein zufriedeneres Leben weisen: Meditation, Verhaltenstherapie, Medikamente. Die Einkehr im indonesischen Kloster verpufft, die Therapie in New York klappt besser. Am spannendsten (und voyeuristisch ergiebigsten) ist der Teil, in dem Sagmeister die Eigenoptimierung medikamentös herstellen will. Auf Lexapro schwärmt er manisch von Mädchen und Drogen („I love big pharma!“) und verliebt sich in eine junge Kulturjournalistin. Rasch folgt der Heiratsantrag (der Ring steckt im Käsekuchen). „Zu schön, um wahr zu sein“, mahnt einer, und tatsächlich geht die Liebesmanie ohne Antidepressiva kaputt. Mit fideler Musik, flottem Erzähltempo und grafischem Eye Candy fällt THE HAPPY FILM in die Kategorie Special Interest, aber Easy Watching. Der Aha-Effekt der selbstbezüglichen Langzeitdoku bleibt klein: Die Komfortzone verlassen lohnt, frisch verliebt ist anders als ewig verbandelt, man soll im Jetzt leben. Nobody's perfect.

Christian Horn

Details

Frankreich/ USA/ Großbritannien/ Österreich/ Indonesien 2016, 95 min
Genre: Dokumentarfilm
Regie: Ben Nabors, Stefan Sagmeister, Hillman Curtis
Drehbuch: Hillman Curtis, Ben Nabors, Stefan Sagmeister
Kamera: Ben Wolf
Verleih: mindjazz pictures
FSK: oA
Kinostart: 05.01.2017

Website
IMDB

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