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The Florida Project

Glamour und Solidarität

Moonee lebt mit ihrer 22 Jahre alten Mutter Halley in einem Hotel am Highway, knapp vor Disneyland. Während die Erwachsenen um ihre Existenz kämpfen, amüsieren Moonee und ihre Kindergang sich großartig.

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Ein englisches „project“ ist nicht nur ein deutsches „Projekt“, “projects” sind auch Sozialbausiedlungen. Am Highway kurz vor Orlando, kurz vor Disneyland, gibt es eigentlich keine Sozialbausiedlungen. Es gibt nur Hotels, die meisten in den 80er Jahren erbaut, die auf verschiedene Weise am Disneyland-Touristenstrom teilzuhaben versuchen und ihren Look soweit auf Disney abgestimmt haben, wie das ohne Lizenz des Konzerns gerade eben noch möglich ist. Früher wohnten hier Touristen, aber inzwischen sind die Hotels zu permanenten Zwischenlösungen für Menschen geworden, die ihre Wohnung verloren haben. Das dauerhafte Wohnen im Hotel ist teuer, und in Florida ist es obendrein illegal. Man will keine Armen-Ghettos in den Hotels.
Sean Bakers THE FLORIDA PROJECT spielt in einem dieser Hotels, dem pop-lila gestrichenen „Magic Castle Motel“. Hier wohnt die kleine Moonee mit ihrer 22 Jahre alten Mutter Halley, die ihren Job als Stripperin verloren hat. Der Film folgt Moonee und ihrer Kinderclique bei dem alltäglichen Unsinn, den sie anstellen: Autos bespucken, Geld für Eiskrem erschummeln und Bobby (Willem Dafoe), den grantigen, aber fürsorglichen Manager des Hotels ärgern. Für die Kinder ist das Leben zwischen den bunten Buden und den einbetonierten, leeren Pools ein dauerndes Abenteuer, während die Erwachsenen darum kämpfen, das Geld für die Miete zusammenzukratzen. Bobby muss darauf achten, dass seine Stamm-Mieter einmal im Monat für eine Nacht ausziehen. Er hält ihnen Zimmer frei, versucht Ersatz-Hotels zu finden und gibt auch schon mal Darlehen, die er kaum zurückerwartet.
Sean Baker nennt seinen Film „eine moderne Version von Hal Roachs DIE KLEINEN STROLCHE“. Wie zuletzt in STARLET und TANGERINE findet er Glamour und Solidarität am Rande der bürgerlichen Gesellschaft. THE FLORIDA PROJECT macht Spaß, berührt – und sieht extrem gut aus.

Hannes Stein

Details

USA 2017, 115 min
Genre: Drama
Regie: Sean Baker
Drehbuch: Sean Baker, Chris Bergoch
Kamera: Alexis Zabe
Schnitt: Sean Baker
Verleih: PROKINO
Darsteller: Willem Dafoe, Brooklynn Prince, Valeria Cotto, Bria Vinaite, Christopher Rivera
FSK: 12
Kinostart: 15.03.2018

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