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Tenet

Christopher Nolans neuester Film ist ein James-Bond-Film aus einer Paralleldimension mit zusätzlichen Science-Fiction-Elementen.

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Nachdem das offizielle Franchise damit nicht in die Gänge kam, hat Christopher Nolan jetzt den ersten inoffiziellen Bondfilm mit einem Schwarzen (und amerikanischen) James Bond gedreht. John David Washington (Son of Denzel, BLACkkkLANSMAN) ist „The Protagonist“, ein Superagent, der eine ganze Küche voller breit gebauter Russen verprügeln kann, ohne einen Schweissfleck auf seinem teuren Anzug zu bekommen. Nach einem Einsatz für die CIA bei einer dramatischen Geiselnahme wird er in eine noch geheimere Organisation eingeführt, deren Mitglieder sich untereinander nur mit dem Codewort „Tenet“ zu erkennen geben. Für die Organisation soll er das Geheimnis von Kugeln aufklären, die sich rückwärts in der Zeit bewegen und eventuell das Vorzeichen einer größeren Bedrohung aus der Zukunft sind. Über einen britischen Kontaktmann (Robert Pattinson, betrunken-blasé, aber ernsthaft kompetent) führen die Spuren zu einer englischen Kunstexpertin (Elizabeth Debicki, immer hübsch, aber wenig komplex), deren Ehemann (Sir Kenneth Branagh, russischer Oligarch, bärtig, oft zornig) auf jeden Fall viel über Waffen weiß.

Christopher Nolan hat schon ausreichend bewiesen, dass er große Actionsequenzen abliefern kann, und an dieser Front enttäuscht auch TENET nicht. In vier großen Setpieces, und mehreren kleinen, gibt es sehr gute Gründe fürs Auge, sich den Film auf 70mm oder im IMAX anzuschauen, die dadurch, dass Nolan sich wie gewohnt lieber auf praktische Effekte verlässt, auch nicht die ermüdende, körperlose Irrealität der reinen CGI-Feuerwerke haben.

Die Tonabmischung ist ähnlich bombastisch, was zum Problem wird, wenn die Musik (in Sachen Dramatik steht Ludwig Göransson Nolans Stammkomponisten Hans Zimmer in nichts nach) und Effekte die Dialoge unverständlich machen. Denn, da der Plot weder ein Ausschalten des Hirns noch ein Umschalten auf reine Traumlogik, und ein reines Erleben der Überwältigung zulässt, sondern tatsächlich eine relativ komplexe Science-Fiction-Story erzählt, die sich zum Ende sauber auflösen möchte, ist es frustrierend, wenn die Erklärung des Ziel der bevorstehenden Mission im Soundmix untergegangen ist. Glücklicherweise greifen da dann wieder die visuellen Schauwerte und die Tatsache, dass die Sci-Fi-Grundidee hinter dem Plot sowieso nur halb durchdacht ist, so dass eine genaue Analyse der Handlung auch auf das Getränk nach dem Kino vertagt werden kann. Einem Mitfiebern mit der Rettung der Welt steht so nichts mehr im Wege.

Christian Klose

Details

USA/Großbritannien/Kanada 2020, 150 min
Sprache: Englisch
Genre: Action, Science Fiction
Regie: Christopher Nolan
Drehbuch: Christopher Nolan
Kamera: Hoyte Van Hoytema
Schnitt: Jennifer Lame
Musik: Ludwig Goransson
Verleih: Warner Bros.
Darsteller: John David Washington, Elizabeth Debicki, Robert Pattinson, Aaron Taylor-Johnson, Kenneth Branagh, Clémence Poésy, Michael Caine
FSK: 12
Kinostart: 27.08.2020

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