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Taurus (2022)

Ich gebe zu, dass ich praktisch keine Ahnung von der Karriere von Machine Gun Kelly habe, aber die große Menge an jüngeren Leuten, die vor dem Zoopalast auf ihren Star warteten, haben das ausgeglichen. Ich weiß jetzt, dass MGK ein Rapper ist. In ...

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Ich gebe zu, dass ich praktisch keine Ahnung von der Karriere von Machine Gun Kelly habe, aber die große Menge an jüngeren Leuten, die vor dem Zoopalast auf ihren Star warteten, haben das ausgeglichen. Ich weiß jetzt, dass MGK ein Rapper ist. In TAURUS spielt MGK den Rapper Cole, der laut Regisseur Tim Sutton mehr oder weniger eine Version von MGK ist, die ihm sehr ähnelt, aber ein paar andere Entscheidungen getroffen hat. Für den uneingeweihten, nicht mehr ganz jungen Filmredakteur wirkt Cole wie eine Hipsterversion von Kurt Cobain und tatsächlich war die Ähnlichkeit wohl gewollt, da TAURUS eine „Club 27“-Geschichte für die Generation sein soll, die sowas nicht erlebt hat. „Club 27“ beschreibt den seltsamen Zufall, dass der 28. Geburtstag von diversen Rockstars nicht mehr erreicht wurde, und MGK erinnerte sich spontan noch daran, dass Amy Winehouses Eintritt in diesen Club nur zehn Jahre zurückliegt. Im Film bemüht sich Cole, möglichst bald nachzurücken: Ständig high und ständig dabei, alle Menschen um sich herum vor den Kopf zu stoßen, wankt er durch die Langeweile einer frisch abgesagten Tour, geht ins Studio, um an dem einen neuen Song zu arbeiten, der ihn durch den Film verfolgt und legt dann zur Sicherheit nochmal eine Nacht im Stripclub mit extra viel Koks nach. Die einzige Person, die sich konstant um ihn sorgt und kümmert, ist seine Assistentin Ilana (Maddie Hanson, die die faktisch beste Schauspielleistung des Films abliefert), egal wie oft Cole sie für etwas zusammenscheißt und feuert, was er selbst verbockt hat. Ilana wird wieder da sein, wenn Cole sie braucht. Natürlich gibt es einen Punkt, an dem Cole merkt, dass er sein Leben ändern muss, aber der findet erst spät im dritten Akt statt. Da könnte es schon zu spät sein.
Tim Sutton, der auch das Drehbuch geschrieben hat, erzählt darin nichts Neues, macht das Ganze aber durch ein oftmals nicht-naturalistisches Bild- und Tondesign wieder wett, das in Schlagschatten das Innere von Coles Kopf widergibt. So könnte es TAURUS vielleicht zumindest zum Kultfilm bringen. Falls man vorher schonmal von Machine Gun Kelly gehört hat.

17.2., 11 Uhr, Cubix 9
20.2., 21 Uhr, Titania

Christian Klose

Details

Originaltitel: Taurus
USA 2022, 98 min
Regie: Tim Sutton
Darsteller: Colson Baker, Maddie Hasson, Scoot McNairy

Vorführungen

Keine Programmdaten vorhanden.

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