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Tagebuch einer Pariser Affäre

Keine Leidenschaft!

Immer wieder treffen sich die zufrieden alleinstehende Charlotte und der glücklich verheiratete Simon zu einer Affäre, von der beide nicht mehr erwarten.

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Der französische Titel des Films von Emmanuel Mouret lautet CHRONIQUE D’UNE LIAISON PASSAGÈRE, Chronik einer flüchtigen Affäre, und fängt damit noch besser ein, was diese kleine, große Geschichte ausmacht. Charlotte (Sandrine Kiberlain) und Simon (Vincent Macaigne) versichern sich gleich zu Beginn und dann immer wieder, dass sie nichts weiter als eine Affäre möchten. Sie ist glücklich alleinstehend mit fast erwachsenen Kindern und möchte keine großen Leidenschaften, keinen Herzschmerz, der ihr Leben durcheinanderbringt. Er ist glücklich verheiratet, und das soll auch so bleiben. Sie treffen sich, wenn gerade Zeit ist, oft tagsüber, mal im Park, mal im Museum, mal bei ihr, und sie reden viel und gerne miteinander – so viel, wie nur in französischen Filmen miteinander geredet wird. Mit einer charmanten Leichtigkeit, die der Idee ihrer Beziehung entspricht, filmt Mouret diese oft alltäglichen Gespräche, in die sich nach und nach die Veränderung einschleicht, die ihre Beziehung durchmacht, die Zuneigung, die Angst, zu viel vorauszusetzen oder zu erwarten, die kleinen Erzählungen, mit denen sie sich selbst und einander beruhigen. Bei einem Spaziergang philosophiert er, der Umständliche, darüber, dass er mit ihr eine ganz andere Person sei, als mit seiner Frau, und dass er deshalb nicht das Gefühl habe, jemanden zu betrügen. Sie, die immer geradeheraus scheint, aber auch Dinge verschweigt, entgegnet, das habe sie ihm damals nur gesagt, damit er keine Schuldgefühle hat. Immer wieder umkreisen sie ihren Beziehungsstatus, immer wieder schrecken sie davor zurück, ihn zu benennen, bis es, möglicherweise, zu spät ist. Hübsch ist auch, wie genau TAGEBUCH EINER PARISER AFFÄRE die Veränderungen in der Atmosphäre einfängt, wenn eine dritte Person hinzukommt.

Hendrike Bake

Details

Originaltitel: Chronique d'une liaison passagère
Frankreich 2022, 100 min
Genre: Drama
Regie: Emmanuel Mouret
Drehbuch: Emmanuel Mouret
Kamera: Laurent Desmet
Schnitt: Martial Salomon
Verleih: Neue Visionen Filmverleih
Darsteller: Sandrine Kiberlain, Vincent Macaigne, Georgia Scalliet, Maxence Tual
FSK: oA
Kinostart: 23.03.2023

Website
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