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Sonita

Rappen für die Selbstbestimmung

Die junge Afghanin Sonita ist mit ihrer Familie nach Teheran geflüchtet und rappt dort – gegen alle Gesetzte – gegen die Unterdrückung von Frauen. Ihre Lage spitzt sich zu, als ihre Mutter sie zwangsverheiraten will. Dokumentarfilm.

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Eigentlich wollte die iranische Regisseurin Rokhsareh Ghaem Maghami einen rebellischen Film über eine junge Afghanin drehen, die mit ihrer Familie nach Teheran geflüchtet ist und dort entgegen der Gesetze gegen die Unterdrückung von Frauen rappt. Das würde als Sujet für einen engagierten Dokumentarfilm bereits ausreichen, doch zur Überraschung des Filmteams spitzt sich die ohnehin vertrackte Situation der 18-jährigen Sonita dramatisch zu, als die Mutter des Flüchtlingsmädchens ihre Tochter zwangsverheiraten will. Die Eheschließung mit einem knapp 60-jährigen Mann hat sie bereits arrangiert. Von den 9000 Dollar, die Sonitas Verheiratung einbringen soll, will sie einem ihrer Söhne ebenfalls eine Frau kaufen. Tradition ist Tradition, findet die Mutter der rappenden Protagonistin – und macht keine Anstalten, von ihrem Vorhaben abzurücken.
Die beklemmende Wendung und Sonitas Widerstand gegen ihr fremdbestimmtes Schicksal stellt das Filmteam vor eine Gewissensentscheidung. In Anbetracht der Umstände greifen die Dokumentarfilmer ins Geschehen ein und stärken der Protagonistin den Rücken. Maghami und ihr Team begleiten Sonita nach Afghanistan, wo die um ihre Selbstbestimmung ringende Frau einen Pass beantragen will, um in die USA auswandern zu können. Am Ende steht Sonita mit einem Brautschleier auf der Bühne, auf ihrer Stirn thront ein Strichcode, eins ihrer Augen ist blau angemalt, aus ihrem Mund quillt Blut: "Wer am meisten zahlt, bekommt mich als Frau," rappt die junge Afghanin, als Sprachrohr für alle unterdrückten Frauen, auch für jene, die kein Filmteam hinter sich wissen.

Christian Horn

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