Magazin für unabhängiges Kino
Filmwecker
Filmnotiz

Neue Notiz

Solidarnosc wedlug kobiet – Die Frauen der Solidarnosc

Als an einem Samstag im August 1980, als die mit den Lohnerhöhungen zufriedenen Arbeiter ihren Streik beendeten und die Danziger Werft verlassen wollten, schlossen die Frauen die Werkstore und begannen einen Solidaritätsstreik. Ohne die Initiative dieser Handvoll entschlossener Frauen hätte es den August 1980 womöglich nicht gegeben. Dokumentarfim.

Mehr

Sie hatten die besten Jahre ihres Lebens vor sich.

Frauen von Mitte Zwanzig bis Mitte Dreißig, die statt der sogenannten kleinen Stabilisierung und verhältnismäßiger Ruhe den Aufstand wählten. Es gab Versuche, ihre Ehen zu zerstören. Sie erhielten Drohungen, ihre Kinder kämen ins Waisenhaus oder würden in einen unglücklichen Unfall verwickelt, wenn sie nicht mit der Staatssicherheit zusammenarbeiteten. Ihnen wurde die Ausreise angeboten, wenn sie dafür ihre staatsfeindliche Tätigkeit aufgäben.

Sie machen weiter.

Als an einem Samstag im August 1980, als die mit den Lohnerhöhungen zufriedenen Arbeiter ihren Streik beendeten und die Danziger Werft verlassen wollten, schlossen die Frauen die Werkstore und begannen einen Solidaritätsstreik. Ohne die Initiative dieser Handvoll entschlossener Frauen hätte es den August 1980 womöglich nicht gegeben. Während des Kriegszustands, als die Männer verhaftet oder interniert waren, übernahmen die Frauen ihre Aufgaben. Sie gaben unabhängige Zeitungen heraus und bauten eine Radiostation auf.

Ihnen ging es nicht um führende Funktionen in den Gewerkschaftsgremien. Ihnen ging es um die Sache und die Ergebnisse ihrer Arbeit. Als Radio Solidarność eine illegale Sendung brachte, blinkten in ganz Warschau die Lichter in den Wohnungen zum Zeichen, dass die Menschen den Sender empfingen. Die Untergrundzeitschrift „Tygodnik Mazowsze“ erschien in einer Auflage von über 10.000 Exemplaren. Einige nannten sie: die Damenoperationseinheit.

Kraft gaben ihnen der Glaube an den Sinn der Revolution, die Hoffnung auf Veränderung, ihr Zusammengehörigkeitsgefühl.

Sie sahen die Möglichkeit der Befreiung Polen von der Sowjetunion. Ihr Ziel waren Freiheit und Demokratie.

Beim Runden Tisch waren sie nicht dabei. Sie ließen zu, dass sie in Vergessenheit gerieten, während ihre Kollegen im freien Polen hohe Regierungsämter übernahmen. Politik, das ist nichts für mich, dachten sie.

Sie kämpfen bis heute – aber anders als damals.

Henryka hilft Familien in ehemaligen staatlichen Landwirtschaftsbetrieben. Joanna schreibt kritische Feuilletons über den Kapitalismus und die Mechanismen der modernen Wirtschaft. Barbara vermittelt jungen Frauen Führungskompetenzen. Ewa ist bis heute in der Freien Selbstverwalteten Gewerkschaft Solidarność aktiv. Barbara meint: in dem freien Polen, für das sie gekämpft hat, sind die Frauen immer noch unfrei. Jadwiga fragt: welches freie Polen?

Auf die Frage: Wo ist die Solidarność heute? Antwortet Henryka: Bei mir zuhause!.

Joanna sagt: Die Solidarność lässt sich nicht wiederholen. Aber das Wissen, dass eine andere Welt möglich ist, macht Hoffnung.

www.solidarnoscwedlugkobiet.com

Details

Originaltitel: Solidarnosc wedlug kobiet
PL 2014, 103 min
Genre: Dokumentarfilm
Regie: Marta Dzido, Piotr C. Sliwowski
Drehbuch: Marta Dzido
Verleih: SABCAT

Website
IMDB

Vorführungen

Keine Programmdaten vorhanden.

ALLE ANGABEN OHNE GEWÄHR.
Die Inhalte dieser Webseite dürfen nicht gehandelt oder weitergegeben werden. Jede Vervielfältigung, Veröffentlichung oder andere Nutzung dieser Inhalte ist verboten, soweit die INDIEKINO BERLIN UG (haftungsbeschränkt) nicht ausdrücklich schriftlich ihr Einverständnis erklärt hat.