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Sold City

Gewinnmaximierung und Bodenspekulation

SOLD CITY argumentiert nachvollziehbar für staatliche Eingriffe als Weg, Gewinnmaximierung und Bodenspekulation im Zaum zu halten.

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In zwei 90-minütigen Teilen widmet sich SOLD CITY dem Geschäft mit Mietimmobilien – vor allem in Berlin aber auch weltweit. Im ersten Teil „Eigentum vor Menschenrecht“ geht es um das Verhältnis von Mieter*innen und Konzernen. Am Beispiel verschiedener Hausgemeinschaften und Einzelfälle zeigt der Film die Methoden, mit denen Mieter*innen verdrängt werden – von der rabiaten Preissteigerung durch „Luxussanierung“ (die allzu oft nur eine verdeckte, verspätete Instandhaltung ist), bis hin zum Schlägertrupp, der Waschbecken zerstört, um ein Haus unbewohnbar zu machen. Der Film nimmt sich für seine Protagonist*innen Zeit und macht die existentielle Bedrohung fassbar, die Wohnunsicherheit für die Einzelnen aber auch den Zusammenhalt der Gesellschaft darstellt. Der zweite Teil „Enteignung statt Miete für die Rendite“ nimmt die Mechanismen des Marktes in den Blick und argumentiert nachvollziehbar für staatliche Eingriffe als Weg, Gewinnmaximierung und Bodenspekulation im Zaum zu halten. Den Verwerfungen des Wohnungsmarktes in Berlin, München oder, schlimmer noch, London, stellt SOLD CITY Singapur und das Musterbeispiel Wien gegenüber. Eine Reihe von Gesetzen regulieren hier den Markt, so müssen in Wien 2/3 aller neu gebauten Wohnungen zu sozialverträglichen Preisen vermietet werden und die Vermieter dürfen ihre Ausgaben nur mit einem festgelegten Grundstückspreis kalkulieren. Zudem hat die Stadt durch „Grundstücksbevorratung“ (Berliner*innen bekommen hier feuchte Augen) reichlich Bauland zu Verfügung. In Singapur sorgen Erbpachtverträge für Wohnungen, die auf Lebenszeit sicher sind, aber dem Staat nicht verloren gehen. Eine Marktregulation wie sie das Bündnis „Deutsche Wohnen und Co. enteignen“ anstrebt, ist also durchaus möglich - wenn man nur will.

Toni Ohms

Details

Originaltitel: Sold City – Wenn Wohnen zur Ware wird
Deutschland 2024, 92 min
Genre: Dokumentarfilm
Regie: Leslie Franke, Herdolor Lorenz
Verleih: Edition Salzgeber
Kinostart: 06.06.2024

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