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So was von da

Ausgebremste Ekstase

Es ist Silvester und Oskar muss seinen Musikclub auf der Reeperbahn schließen. Zur allerletzen Clubnacht sind noch einmal alle da und drehen am Rad.

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2011 hat Autor, Musikjournalist und Clubbetreiber (Uebel & Gefährlich) Tino Hanekamp den charmanten und sehr erfolgreichen Hamburger Kiezroman „So was von da“ veröffentlicht: Oskars Club-Projekt ist gescheitert, er muss dichtmachen. Und in der letzten Nacht, ausgerechnet einem Silvesterabend, kommt noch einmal alles zusammen, das Feiern und Verzweifeln, die besten Freunde und die wilden Nachtgestalten und Kiez-Kalle, der mit seinem Schlägertrupp droht, Oskars Finger zu brechen, wenn er nicht 10 Mille auf die Kralle kriegt. Ebenfalls seit 2011 dreht Jakob Lass, der von sich selbst behauptet, das Improvisationskino neu erfunden zu haben, und der für uns den wunderbaren Franz Rogowski entdeckt hat, Filme, die fiktionale Impro-Geschichten an realen Alltagsorten mit realen Alltagspersonen ansiedeln und aus der Kombi Funken schlagen. Nun hat Lass Hanekamps Roman verfilmt und die Figuren des Buchs in ein echtes Partygeschehen mit echten Partyleuten in einem echten Hamburger Club geworfen. Auf dem Papier klingt das wie eine super Idee. In der Realität ist es eine recht rumpelige Angelegenheit geworden. Immer wieder gibt es Momente, die funktionieren, mal ist es die echte Party, die einen doch kriegt, mal sind es Szenen abseits des Geschehens, in denen die Darstellerinnen und Darsteller – Niklas Bruhn, Martina Schöne-Radunski, David Schütter, Bela B. und Corinna Harfouch – zueinander finden, aber in der Verschränkung bremsen sich echte Party und fiktionaler Plot immer wieder aus. Da ist man gerade im Party-Flow und – rums – kommt der nächste Kapitel-Zwischentitel. Und umgekehrt. Ausgerechnet die Ekstase wird zum Hindernis für Lass‘ frei fließendes Regie-Konzept, und erinnert einen an andere Party- und Eskalationsfilme von SPRING BREAKERS bis zu den Demontage-Orgien von Laurel & Hardy, die gerade deshalb so gut funktionieren, weil sie spitzenmäßig präzise geskriptet und inszeniert sind.

Hendrike Bake

Details

Deutschland 2018, 89 min
Genre: Tragikomödie
Regie: Jakob Lass
Drehbuch: Hannah Schopf, Jakob Lass
Kamera: Timon Schäppi
Schnitt: Gesa Jäger
Musik: Greatest Kidz
Verleih: DCM
Darsteller: Martina Schöne-Radunski, Niklas Bruhn, Esther Blankenhagel, Mathias Bloech, Johannes Haas
FSK: 16
Kinostart: 16.08.2018

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IMDB

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