Magazin für unabhängiges Kino
Filmwecker
Filmnotiz

Neue Notiz

Sick of Myself

Toxische Beziehung

Um endlich auch mal die Aufmerksamkeit zu bekommen, die sonst ihr Freund Thomas einheimst, nimmt Signe zweifelhafte Medikamente mit starken Nebenwirkungen und wird zum „interessanten“ medizinischen Fall.

Mehr

Irgendwie liebt der Künstler Thomas seine Freundin Signe (Kristine Kujath Thorp, NINJABABY) ja schon. Und Signe gönnt ihm auch den Erfolg, aber warum vergisst Thomas immer wieder, dass sie dabei geholfen hat, und heimst die ganze Aufmerksamkeit allein ein? Signe findet ihr Leben als Kellnerin auch interessant. Neulich hat sie eine verletzte Kundin gerettet. Vielleicht muss sie ja einfach krank werden. So eine Nussallergie ist leicht simuliert, hält aber nicht lange. Im Netz steht etwas von einem russischen Medikament, das schweren Ausschlag verursachen soll. Wofür das ist? Ach, egal! Das könnte sie doch bestellen, und schon hätte sie eine mysteriöse Krankheit, und alle würden sie im Krankenhaus besuchen, und Thomas würde sie beachten, und vielleicht will ja auch jemand einen Artikel über sie schreiben. Oder sie käme ins Fernsehen. Das wäre doch ein guter Plan, oder? Was soll da schiefgehen?

Die bitterböse Satire SICK OF MYSELF parodiert den Kampf um Aufmerksamkeit im Privaten wie in der Öffentlichkeit. Signe schätzt den Status als „Kranke“ zu sehr, um sich heilen zu lassen, und nimmt dafür immer extremere Körperveränderungen in Kauf. Als Thomas ihr endlich die gewünschte Zuneigung schenkt, zeigt der Film, dass es das aus Signes Sicht auch wert war. Signe steigert sich sofort noch weiter in selbstsüchtige Fantasien hinein, in denen ihre eigene Beerdigung zum exklusiven Großevent wird. Ständig wechselt der Film zwischen Beziehungspathos, bitterer Satire, bei der nicht klar ist, ob man darüber noch lachen sollte, und Body Horror, der sowohl Mitgefühl als auch amüsierten Ekel verursacht. Signes Geschichte ist aufregend und mitreißend anzusehen, aber wenn sie eine Moral hat, dann gewiss nicht die, auf die Signe als Erzählerin abzielt.

Christian Klose

Details

Originaltitel: Syk Pike
Norwegen/Schweden 2022, 95 min
Sprache: Norwegisch
Genre: Komödie
Regie: Kristoffer Borgli
Drehbuch: Kristoffer Borgli
Kamera: Benjamin Loeb
Schnitt: Kristoffer Borgli
Verleih: MFA+
Darsteller: Kristine Kujath Thorp, Eirik Sæther, Anders Danielsen Lie, Fredrik Stenberg Ditlev-Simonsen, Sarah Francesca Brænne
FSK: 12
Kinostart: 23.03.2023

Website
IMDB

Vorführungen

Keine Programmdaten vorhanden.

ALLE ANGABEN OHNE GEWÄHR.
Die Inhalte dieser Webseite dürfen nicht gehandelt oder weitergegeben werden. Jede Vervielfältigung, Veröffentlichung oder andere Nutzung dieser Inhalte ist verboten, soweit die INDIEKINO BERLIN UG (haftungsbeschränkt) nicht ausdrücklich schriftlich ihr Einverständnis erklärt hat.