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Seneca

Macht und Opportunismus

In Schwentkes neuem Film SENECA geht es um den römischen Philosophen, der einige Jahre als Lehrer und Mentor des jungen Kaisers Nero agierte und später für seine Nähe zur Macht mit dem Leben zahlte.

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Gibt es eine Verbindung zwischen der Nazizeit und dem alten Rom? „Opportunismus“, könnte die Antwort von Robert Schwentke lauten, der vor ein paar Jahren mit DER HAUPTMANN den besten Film seiner Karriere drehte. Die Geschichte erzählte von einem einfachen Soldaten, der zufällig die Uniform eines Hauptmannes fand, in eine neue Rolle schlüpfte und bald schon seine Position ausnutzte.

In Schwentkes neuem Film Seneca geht es um den römischen Philosophen, der einige Jahre als Lehrer und Mentor des jungen Kaisers Nero agierte. Seneca wurde für seine Arbeit fürstlich belohnt und konnte sich ein luxuriöses Leben leisten, das wenig mit dem Verzicht und der Askese zu tun hatte, die er in seinen Schriften empfahl. Vor allem aber half Seneca einem Kaiser dabei, seine Macht zu konsolidieren, der bekanntermaßen zu den exzessivsten Gestalten der an exzessiven Gestalten nicht armen römischen Geschichte gehörte. In fünf, sechs längeren Sequenzen, die SENECA die Form und Theatralik eines Bühnenstücks verleihen, erzählt Schwentke von Leben und Wesen des Philosophen, den John Malkovich als eitlen, von sich und seinen Gedanken überzeugten Mann spielt. Doch als Nero seinem einstigen Lehrer befiehlt, sich das Leben zu nehmen – angeblich war Seneca über ein gegen Nero gerichtetes Komplott informiert – erweist sich der stoische Philosoph auf einmal als wenig souverän. Ähnlich wie der Hauptmann hat auch Seneca mit dem Feuer gespielt, sich genüsslich der Macht angedient und muss nun den Preis für seinen Opportunismus zahlen. Schwentke hat sein Moralspiel in der erbarmungslosen Sonne Marokkos inszeniert, allein der schier endlos ausgedehnte Todeskampf Senecas findet in einer Art Kerker statt, wo Seneca alleingelassen von seinen Lieben, aber auch von seinen schönen Worten, ein elendiges Ende findet.

Michael Meyns

Details

Originaltitel: Seneca – On The Creation Of Earthquakes
Deutschland/Marokko 2022, 112 min
Sprache: Englisch
Genre: Historienfilm, Drama
Regie: Robert Schwentke
Drehbuch: Robert Schwentke, Matthew Wilder
Kamera: Benoît Debie
Musik: Martin Todsharow
Verleih: Weltkino
Darsteller: John Malkovich, Tom Xander, Geraldine Chaplin, Louis Hofmann, Lilith Stangenberg, Mary-Louise Parker
FSK: 16
Kinostart: 23.03.2023

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