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Schrotten!

Zurück auf den Schrottplatz

Mirko wollte immer weg vom Schrottplatz der Eltern und ist Versicherungsmakler geworden. Als sein Vater stirbt, würde er die Anlage am liebsten verkaufen. Der Familienclan überzeugter Schrottis sieht das anders, und, einmal zurück, erinnert sich auch Mirko an die Freiheit, die im Dreck liegt.

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Wenn der Sohn Versicherungsmakler wird: Das ist ein Makel für die ganze Familie. Und so sieht sich Mirko Talhammer (Lucas Gregorowicz) ausgestoßen von seinem Clan: Die sind stolze Besitzer eines abgewrackten Schrottplatzes, leben von und im Müll, und behandeln Mirko wie den letzten Dreck. Schließlich hat er studiert und arbeitet in der großen Stadt. Und während Bruder Letscho (Frederick Lau) und seine Spießgesellen (unter anderem Lars Rudolf und Heiko Pinkowski) Eisenbahngleise klauen, um an Altmetall zu kommen, hängt Mirko in einem Provisionsbetrugs-Schneeballsystem fest mit einer Menge Schulden.
Wenn nun der Vater stirbt, und das Schrottplatzerbe aufgeteilt werden soll, und der örtliche Müllbaron ein lukratives Angebot macht: Soll Mirko da nicht zuschlagen? Oder aber: Soll er sich mit seiner Familie zusammenraufen, der dieser Schrottplatz alles bedeutet? Regisseur Max Zähle erzählt in seinem Langfilmdebüt von der Rückkehr eines verlorenen schwarzen Schafes in die Welt des Schrotthändlermilieus, in der Freiheit und Unabhängigkeit alles sind. „Lieber tot als Sklave“ lautet das Motto. Doch Geld ist immer das Problem, und Diebstahl nur die Lösung, wenn er richtig was einbringt. Zumal wenn es um den Kampf der kleinen Schrottis gegen den großen Recyclingkönig geht, dem die ganze Stadt gehört. Nolens volens wird Mirko so Teil des Planes für einen groß angelegten Zugüberfall; und plötzlich finden wir uns in einer Westernhandlung im Ludolfs-Ambiente wieder, eine reizvolle Kombination, wenn man mal davon absieht, dass die "Day for Night"-Illusion beim nächtlichen Raubzug ganz und gar nicht funktioniert.
Es sind schräge Individualisten, in deren Welt sich Anzugsträger Mirko wieder einfinden muss: Doch einmal Talhammer, immer Talhammer. Und neben tatkräftigem Aktionismus ist es manchmal auch ganz gut, die physikalische Formel für Auflagedruck zu kennen.

Harald Mühlbeyer

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