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Salt and Fire

Herzogscher Film-Irrsinn

In Werner Herzogs wildem Weltuntergangs- oder Weltrettungs-Szenario spielt Veronica Ferres eine Wissenschaftlerin, die während der Erforschung einer gewaltigen Umweltkatastrophe entführt wird und sich schließlich inmitten eines Salzsees mit zwei blinden Kindern auf einem Kateenfelsen wiederfindet…

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KÖNIGIN DER WÜSTE von 2014 hatte einigen Sand im Getriebe, und Werner Herzog schaffte es, aus Nicole Kidman eine ihrer schwächsten Leistungen überhaupt herauszuholen. In SALT AND FIRE, seinem aktuellem Spielfilm, hat Herzog Veronica Ferres besetzt – und sie ist so gut wie seit SCHTONK! nicht mehr. Ferres spielt eine Wissenschaftlerin, stets fleißig mit "Professor" angeredet, die eine Delegation in die bolivianischen Anden anführt, um eine enorme Umweltkatastrophe zu erforschen. Allerdings werden sie und ihre Mitarbeiter unterwegs entführt. Schwarze Soldateska und ein maskierter Rollstuhlfahrer sind eine neue Art der Herausforderung für Frau Prof. Sommerfeld – zumal sich der freundliche, philosophisch angehauchte Chef der Bande als CEO des Konsortiums entpuppt, das für die Katastrophe von Diablo Blanco verantwortlich ist. Doch der kammerspielartige Entführungsthriller ist erst der Auftakt zu herzogschem Film-Irrsinn: Zwischen einem Supervulkan, der jederzeit ausbrechen und die Menschheit vernichten kann, und einem sich ausbreitenden Salzsee, der ganze Länder zu verschlingen droht, ist unsere Heldin plötzlich auf einem Kakteenfelsen gestrandet, inmitten des gleißend-weißen Salzes. Und bei ihr sind Huascar und Atahuallpa, zwei blinde Kinder, deren Überleben sie sichern muss… Zugegeben: Manche Dialoge sind schon unfreiwillig komisch; und manche Elemente zu simpel eingesetzt. Doch SALT AND FIRE ist im Ganzen ein wirklich kühner Entwurf: Herzog schert sich nicht um dramaturgische Konventionen, entfaltet aus dem Kleinen das ganz große Ganze, baut immer wieder selbstironische Momente ein, um doch sehr ernsthaft ein Weltuntergangs- oder Weltrettungs-Szenario zu entwerfen. Und mit Lawrence Krauss besetzt er als Gelegenheits-Rollstuhlfahrer und Teilzeit-Bösewicht einen waschechten Astrophysiker – vielleicht, so deutet der an, kommen ja irgendwann Aliens und retten die Menschheit.

Harald Mühlbeyer

Details

Deutschland/Frankreich/USA/Mexiko 2016, 97 min
Genre: Drama, Thriller
Regie: Werner Herzog
Drehbuch: Werner Herzog
Kamera: Peter Zeitlinger
Schnitt: Joe Bini
Verleih: Camino Filmverleih
Darsteller: Veronica Ferres, Michael Shannon, Gael García Bernal, Werner Herzog
FSK: 6
Kinostart: 08.12.2016

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