Magazin für unabhängiges Kino
Filmwecker
Filmnotiz

Neue Notiz

Ruben Brandt

Verfolgungswahn

Traum, Wirklichkeit und Kunst vermischen sich auf kongeniale Weise in Milorad Krstics Trickfilm um einen Psychologen, der in seinen Träumen von den Figuren berühmter Kunstwerke verfolgt wird.

Mehr

Schon die ersten Minuten sind an augenzwinkernder Dramatik kaum zu überbieten. Ein Zug rast durch die Nacht. Auf den Gleisen voraus gleitet eine Schnecke. Gerade noch schafft sie es runter vom Eisen, bevor die Räder des Zugs donnernd über sie hinwegrauschen. Von alledem bemerkt Ruben nichts. An Bord hat er mit seinen eigenen Dämonen zu kämpfen. Die Mädchenfigur aus einem Gemälde von Diego Velázquez verfolgt ihn in einem Traum, der für Ruben erschreckend real wirkt. In letzter Zeit wird er immer wieder von den Figuren berühmter Kunstwerke verfolgt. Dabei ist er es eigentlich, der sich um die Psychosen seiner künstlerisch ambitionierten Patient:innen kümmert. So landet auch Mimi auf seiner Couch. Die unglaublich agile Kleptomanin hat es sich zum Sport gemacht, Kunst zu klauen. Je höher die Sicherheitsvorkehrungen, desto größer die Herausforderung. Als sie bei Ruben landet, entwickelt sie einen Plan, dem leidgeprüften Psychologen zu helfen: Gemeinsam mit ihren Ko-Patienten Membrano Bruno und Bye-Bye Joe macht sie sich daran, alle 13 Kunstwerke zu stehlen, die Ruben in seinen Träumen heimsuchen.
Dabei geht es vom Louvre in die Uffizien, die Eremitage, die Tate Gallery und das Musée d’Orsay. Sandro Botticellis „Die Geburt der Venus“ wird ebenso eingesackt wie bekannte Kunstwerke von Monet, Picasso, Renoir und die „Nachtschwärmer“ von Edward Hopper. Es ist ein Fest für Kunstliebhaber, all die Vorlagen zu entdecken, die Milorad Krstic in seinem virtuosen Film verarbeitet hat. Traum, Wirklichkeit und Kunst vermischen sich auf kongeniale Weise, osteuropäische Trickfilmtradition trifft auf Picassos Kubismus. Mit RUBEN BRANDT ist Krstic, der für seinen Kurzfilm MY BABY LEFT ME den Silbernen Bären der Berlinale gewann, selbst ein Meisterwerk der Animationskunst gelungen.

Lars Tunçay

Details

Originaltitel: Ruben Brandt, a gyujto
Ungarn 2018, 96 min
Sprache: Englisch, Ungarisch, Italienisch
Genre: Animation, Action, Thriller, Krimi
Regie: Milorad Krstic
Drehbuch: Milorad Krstic
Musik: Tibor Cári
Verleih: drop-out Cinema
Darsteller: Gabriella Hámori, Ivan Kamarás, Zalán Makranczi
Kinostart: 01.07.2021

Website
IMDB

Vorführungen

Filter
Multiplexe anzeigen

ALLE ANGABEN OHNE GEWÄHR.
Die Inhalte dieser Webseite dürfen nicht gehandelt oder weitergegeben werden. Jede Vervielfältigung, Veröffentlichung oder andere Nutzung dieser Inhalte ist verboten, soweit die INDIEKINO BERLIN UG (haftungsbeschränkt) nicht ausdrücklich schriftlich ihr Einverständnis erklärt hat.