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Ronnie Wood: Somebody up There Likes Me

Zweite Gitarre

Ein klares, filmisches Porträt des Mannes, der bei den Stones die zweite Gitarre spielt – und ohne den nichts geht, weder im Sound noch im Persönlichkeitszirkus der Band.

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Wenn Jagger und Richards die Glimmer Twins waren, war Ron Wood der Glam-Rocker. In den ’70ern, bei den Faces: Gitarrist Ronnie Wood und Sänger Rod Stewart mit ihren überkandidelten Klamotten und ihren überkandidelten Haaren! Mit Stewart war Wood schon Teil der Jeff Beck Group – 1975 wechselte er zu den Rolling Stones, die Faces zerbrachen.
Und heute scheint Ron Wood in sich zu ruhen. Mike Figgis, der ursprünglich Musik studiert hatte und vor seiner Filmkarriere Musiker in verschiedenen Bands war, kommt Ronnie in seinen Interviews ganz nahe: Ein 70-Jähriger, der Spaß hat an der kreativen Arbeit, die er leistet, der glücklich ist, die wilden Jahre hinter sich zu haben und sich dennoch (oder deswegen?) nicht älter als 29 fühlt. Zu Anfang sehen wir ihn malen: Er skizziert auf der Leinwand Balletttänzerinnen, und Damien Hirst stellt ihm ein sehr gutes Zeugnis aus – Hirst ist ein alter Bekannter und Saufkumpan. Auf Alkohol kommt Wood immer wieder zu sprechen, er war schwer abhängig – klar, er ist einer der Stones! –; Zigaretten hat er 20, 30 Stück am Tag geraucht bis zur Krebsdiagnose, die ihn die halbe Lunge kostete; und die Drogen, die Drogen…! Jemand mag ihn, oben im Himmel – und auch unten auf der Erde.
Figgis setzt Interviews mit Wood und mit Weggefährten zusammen, nimmt dabei in einer mosaikartigen Form nur die wichtigen Teile, um prägnant und aussagekräftig und packend zu bleiben: Und schafft so ein klares filmisches Porträt des Mannes, der bei den Stones die zweite Gitarre spielt – und ohne den nichts geht, weder im Sound noch im Persönlichkeitszirkus der Band. Dafür, dass die Stones seit seinem Eintritt keine großen, wegweisenden Songs mehr hinbekommen haben, kann er wohl nichts – aber wahrscheinlich dafür, dass es die Stones noch immer gibt.

Harald Mühlbeyer

Details

Originaltitel: Somebody Up There Likes Me
Großbritannien 2019, 82 min
Genre: Biografie, Dokumentarfilm
Regie: Mike Figgis
Kamera: Conor Connolly, Jaimie Gramston, Andrew Muggleton
Schnitt: Matthew Longfellow
Musik: Rosey Chan
Verleih: Piece of Magic Entertainment
Kinostart: 09.07.2020

Website
IMDB

Vorführungen

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