Neue Notiz
Rodeo (2023)
Desperada der Vorstädte
Lola Quivorons Debüt-Langspielfilm RODEO ist ein Gothic-Western: Die Heldin Julia ist eine gesetzlose Desperada der Parise Vorstädte in der Gegenwart. Sie reitet und stiehlt keine Pferde, sondern leichte Offroad-Bikes mit Zweitaktmotoren.
Lola Quiveron hat bereits 2016 den Kurzfilm AU LOIN, BALTIMORE mit der „DirtyRiderzCrew“ gedreht, eine einfache Geschichte über einen jungen Stuntbiker, der sein defektes Motorrad in die Etagenwohnung schleppt, wo der betrunkene Vater schläft und der kleine Bruder sich langweilt. Schließlich erleben die Brüder einen kurzen Moment des Triumphs. Quivorons Debütfilm RODEO spielt in der gleichen Szene von Stuntbikern, mit der gleichen Crew als Nebendarsteller und Komparsen, aber erzählt eine beinahe klassische Westerngeschichte mit einer jungen Außenseiterin als Heldin.
Julia (Julie Ledru) ist eine gesetzlose Desperada der Pariser Vorstädte in der Gegenwart. Sie hat kein Geld und braucht auch keins. „Was ich brauche, klaue ich“, sagt sie, aber manchmal erbettelt sie auch Benzin und Schlafplätze. Der Stuntbiker Abra nimmt Julia kurz unter seine Fittiche, und erklärt ihr die Wheelie-Technik: vom zweiten in den dritten Gang, Fußbremse, wenn du zu schnell bist. Aber dann ist er auch schon tot. Julia tritt in seine Fußstapfen und sieht in Träumen seinen Geist. Abra war in der Gang für das Stehlen von Motorrädern zuständig, und Julia hat darin erhebliches Talent. Julias muss sich, wie Cary Cooper in THE VIRGINIAN (1929) mit einem eifersüchtigen Gang-Konkurrenten herumschlagen und wie John Wayne in THE SEARCHERS (1956) eine Frau befreien, die Ehefrau des im Gefängnis sitzenden Bandchefs. Sie plant einen großen Coup.
Die rastlose Energie der Hauptdarstellerin Julie Ledru ist beeindruckend, auch wenn sie offensichtlich keine (Stunt-)Bikerin ist. Der Debütfilm hat einige Schwierigkeiten damit, die Westernmotive mit einer feministischen Perspektive zu verbinden, denn es geht auch um Sexismus und sexualisierte Gewalt in Männerbünden. Im quasi-naturalistischen Stil sind solche Genremixturen selten versucht worden. Am ehesten erinnert Quiverons Stil an die Mischung aus Sozialdrama und Horrorfilm in Nora Fingscheidts SYSTEMSPRENGER. Eine Figur wie Julia, die sich in der Bikergang „L’Inconnu“ (Die Unbekannte) nennt, begegnet einem sonst jedenfalls selten im Kino.
Originaltitel: Rodeo
Frankreich 2022, 104 min
Sprache: Französisch
Genre: Drama, Sportfilm
Regie: Lola Quivoron
Drehbuch: Lola Quivoron, Antonia Buresi
Kamera: Raphaël Vandenbussche
Schnitt: Rafael Torres Calderon
Verleih: STUDIOCANAL
Darsteller: Julie Ledru, Yannis Lafki, Antonia Buresi, Cody Schroeder, Louis Sotton
FSK: 12
Kinostart: 13.07.2023
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