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Rifkin's Festival

Woody Allen, selbstgefällig

Das Ehepaar Rifkin aus New York reist für ein Filmfestival nach Europa. Sie beginnt eine Affäre, er flüchtet sich in Tagträume im Stil von Schlüsselszenen europäischer Filmklassiker.

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Das Ehepaar Rifkin aus New York reist für ein Filmfestival nach Europa: Er schwelgt in Erinnerungen aus seiner Zeit als Filmdozent. Sie beginnt eine Affäre mit einem jungen Regisseur, für den sie als Presseagentin arbeitet. Ein Woody Allen wie aus dem Bilderbuch, so möchte man direkt nach den ersten Minuten plätschernder Jazzmusik attestieren: Die Städteromanze (der größte Star des Films: das charmante San Sebastián) dreht sich um den intellektuellen Ehemann und seine Gedanken zu neurotischen Frauen und dem alten Europa. Weder überrascht es, dass die Eheleute Morton und Sue Rifkin (Wallace Shawn und Gina Gershon) sich von Anfang an gründlich auf die Nerven gehen, noch dass RIFKIN‘S FESTIVAL am Ende ein reiner Nostalgietrip wird. Immer wieder flüchtet sich Morton in Tagträume, die sich mit Schlüsselszenen europäischer Filmklassiker von François Truffaut, Federico Fellini oder Ingmar Bergman vermengen. Diese Schwarzweiß-Einschübe machen visuell durchaus etwas her und landen den ein oder anderen Lacher, der außerhalb der Traumwelt ausbleibt, etwa wenn Morton im Stil von Bergmans DAS SIEBENTE SIEGEL eine Schachpartie gegen den Tod (netter Gastauftritt: Christoph Waltz) spielt. Dass Allens Humor nach 60 Jahren Karriere mehr denn je gealtert und selbstgefällig wirkt, lässt sich nicht leugnen. Dass sein Alter Ego im Film versucht mit einer jungen Ärztin anzubandeln, die seine Enkelin sein könnte, muss gar nicht erwähnt werden. Und dass Amazon den Vertrag mit Allen wegen des Skandals um den möglichen Missbrauch von Mia Farrows Adoptivtochter kündigte und RIFKIN‘S FESTIVAL so mit großer Verspätung und für Allen rekordträchtig niedrigen Einnahmen anlief - kaum der Rede wert. Selbst das cinephile Publikum, das Woody Allen zu seinen alten Bekannten zählt, mag nach diesem Mal Selbstbeweihräucherung denken: Auf zu neuen Ufern. 

Anna Hantelmann

Details

Originaltitel: Rifkin's Festtival
USA/Spanien/Italien 2020, 92 min
Genre: Komödie, Romance
Regie: Woody Allen
Drehbuch: Woody Allen
Kamera: Vittorio Storaro
Schnitt: Alisa Lepselter
Musik: Stephane Wrembel
Verleih: Filmwelt Verleihagentur
Darsteller: Wallace Shawn, Gina Gershon, Louis Garrel, Elena Anaya, Christoph Waltz, Sergi Lopez, Steve Guttenberg, Richard Kind
Kinostart: 07.07.2022

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