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Reykjavik (2016)

Reykjaviks vielleicht letzter filmbegeisterte Intellektuelle Hringur führt eine unglückliche Beziehung mit Elsa. Die Luft ist raus. Sie will einen „normalen“ Mann haben, mit dem sie ein Kind erziehen und in einem schönen Haus wohnen kann, er dagegen verliert sich im Schöngeistigen und will nicht verstehen, warum niemand mehr aus alten Filmen zitieren kann. REYKJAVIK ist ein lakonischer Film und ein toller Abgesang auf den Film-Nerd in jedem von uns.

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Videotheken??? Was waren gleich Videotheken? Und erst Videotheken für Spezialfilme?
In der Zeit vor ITunes und Amazon und Netflix, als unser Filmgeschmack noch nicht dem Algorithmus unterworfen war, konnte man in solchen Läden von fachkundigem Personal Informationen und Tipps erhalten, interessante Gespräche führen und neue Dinge entdecken. Der Mensch hinter der Ladentheke war das Superhirn, das alles weiß. Letzte Ansätze davon findet man anno 2017 noch in Buchläden und vereinzelt in Schallplattenläden.

Hringur ist so ein Fachmann für den Filmbereich. Und weil ihm das nicht genügt besitzt er auch einen eigenen Laden mit dem bedeutungsschwangeren Namen „Die amerikanische Nacht“. Ein Filmtitel von Francois Truffaut – weniger ging nicht. Und so will er auch nicht wahr haben, dass einfach niemand bei ihm Filme kauft oder gar nur danach fragt. Alle rennen stattdessen in den Media-Supermarkt der Stadt. Da ist es billiger und vor allem braucht niemand diesen intellektuellen Kram.
Seine Frau Elsa ist dagegen sehr normal. Sie weil ein Leben wie alle anderen führen, nicht von oben auf andere herabsehen, sich um das Kind kümmern und schön wohnen. So wie alle. Das ist aber mit Hringur kaum zu machen. Er hat kein Geld für einen Umzug und er ist auch mental eigentlich nicht in der Lage, sich der Normalität und den damit verbundenen Zwängen unterzuordnen.

REYKJAVIK ist der erste Spielfilm von Ásgrímur Sverrisson, der zwar auf Island eine Filmlegende ist, bisher aber im Hintergrund arbeitete. Sverrisson hat einst die isländische Filmpreisverleihung der Edda Awards ins Leben gerufen, das Filmmagazin „Land & synir“ initiiert und er unterrichtet an der Filmhochschule von Reykjavik. Sverrissons Leben ist der Film und vielleicht ist der Hringur aus REYKJAVIK damit auch der Ásgrímur aus Island.

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Details

Originaltitel: Reykjavik
Island 2016, 92 min
Sprache: Isländisch
Genre: Drama, Komödie
Regie: Ásgrímur Sverrisson
Drehbuch: Ásgrímur Sverrisson
Kamera: Néstor Calvo
Darsteller: Atli Rafn Sigurdarson, Nanna Kristín Magnúsdóttir, Gudmundur Ingi Thorvaldsson, Gríma Kristjánsdóttir

IMDB

Vorführungen

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