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Räuberhände

Jungsroutine

Samuel und Janik sind beste Freunde, und planen seit langem Reise nach Istanbul für die Zeit nach dem Abi. Dann passiert eine alkoholisierte Dummheit, aber die beiden fahren trotzdem, ohne den tiefen Riss zu kitten.

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Samuel und Janik sind beste Freunde, ein verschworenes Team, quasi Brüder. Ihr Reich ist die Gartenlaube von Janiks Eltern, in der sie ihren Heimathafen eingerichtet haben. Freundinnen, Familie – bürgerlich und gutsortiert in Janiks Fall, und ziemlich dicht am Abgrund bei Samuel – und berufliche Zukunftspläne kommen hier nur ganz am Rand vor. Erstmal Abi und dann den langgehegten Plan umsetzen: Eine Reise nach Istanbul, auf der Samuel auch hofft, seinem Vater, den er nie gekannt hat, zu begegnen. Vor der Abreise allerdings passiert eine alkoholisierte, möglicherweise nie wiedergutzumachende Dummheit. Ohne den Riss zu kitten, fliegen die beiden trotzdem.

Nach dem Jugendroman von Finn-Ole Heinrich erzählt RÄUBERHÄNDE von dieser Reise, auf der gar nicht so viel Spektakuläres passiert, sich aber natürlich doch etwas bewegt. Die Verletzung ist real und groß, und die Stimmung pendelt zwischen schlechter Luft, So-tun-als-ob-gar-nichts-wäre und gelegentlichen Ausbrüchen hin und her. Samuel ist demonstrativ auf eigenen Bahnen unterwegs, von denen er Janik nur gelegentlich etwas mitteilt, und findet schnell neue Bekannte. Janik, der kein Türkisch versteht, sitzt zunehmend missmutig daneben. Regisseur İlker Çatak (ES GILT DAS GESPROCHENE WORT) inszeniert schnell und flüssig und fängt dabei unterschiedlichste Stimmungen präzise ein. Das Abendessen bei Janiks wohlmeinenden Eltern, die Abi-Party, Samuels Versuche, die Mutter aus seiner Welt fernzuhalten, das schweigende Frühstück auf einer billigen Pensionsterrasse, ein Istanbul, in dem Janik Tourist ist und Samuel ein bisschen zu Hause. Die Jungsroutine aus Sprüchemachen und bedingungsloser Loyalität macht eine direkte Aussprache schwierig, und so müssen sich Samuel und Janik wohl oder übel über idiotische Aktionen, halbe Streits und gemeinsames Schweigen ihre Beziehung zurückerobern.

Hendrike Bake

Details

Deutschland 2020, 89 min
Genre: Drama
Regie: Ilker Çatak
Drehbuch: Finn-Ole Heinrich, Gabriele Simon
Kamera: Judith Kaufmann
Schnitt: Sascha Gerlach, Jan Ruschke
Verleih: Edition Salzgeber
Darsteller: Godehard Giese, Nicole Marischka, Emil von Schönfels, Ogulcan Arman Uslu, Isabella Bartdorff
FSK: 16
Kinostart: 02.09.2021

Website
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