
Neue Notiz
QRT: Zeichen, Zombie, Teqno – ein Nekrolog
Intellektuelles Guerillatum
Weggefährten aus der Vor- und Nachwendezeit erinnern sich an den Berliner Philosophen und Künstler Qrt, der 1996 in Berlin an einer Überdosis Heroin starb.
Oskar Roehler erinnert sich an den Wolfspelzmantel. Drehbuchautor Horst Markgraf hat ihn mit Lederjacke und schwarzem Aktenkoffer im Kopf. Der Verleger Tom Lamberty muss lachen, als er an die kurzen Turnhosen denkt, die der Philosoph und Künstler Qrt (ausgesprochen: "Kurt") im Sommer immer getragen hat. Dann fügt er an: Es war nicht nur die Kleidung, durch die Qrt in der Berliner Subkultur der Vor- und Nachwendejahre auffiel. Was ihn auszeichnete, war sein schnelles, scharfes, analytisches Denken, die eigenwillige Art, mit der er über die Themen und Trends der Zeit theorisierte. Auch seine Lust an der Polemik. Wenn er mit Worten nicht weiterkam, blieb immer noch Körperkraft.
Manuel Stettners Doku über Qrt, der 1965 als Markus Wolfgang Konradin Leiner in eine wohlhabende Konstanzer Akademikerfamilie hineingeboren wurde und 1996 in Berlin an einer Überdosis Heroin starb, ist weniger schillernd als die zahlreichen Erzählungen. Der Film wirkt auf den ersten Blick sperrig und verkopft. Aber wie fängt man adäquat den Geist eines Menschen ein, der sein Leben in einer Art „intellektuellem Guerillatum“ konsequent bis zum Äußersten trieb?
Lässt man sich ein auf die essayistischen Texte, die Stettner mit Animationen und Filmausschnitten visuell anschaulich macht, kann man kluge Gedanken und Ideen finden, die im Jargon der französischen Postmoderne verfasst sind, wie die von Qrt entwickelte „Zombologie“, mit der er ironisch zu beschreiben versuchte, „was der Mensch nach dem Ende des Menschen ist“. Nebenbei zeigt der Film wie umtriebig Qrt war, dass er in einer Punkband sang, Comics zeichnete und schauspielerte. Im Gedächtnis hängen bleiben vor allem die Anekdoten aus einer Zeit, in der Bars wie das "Risiko" oder "Ex ’n’ Pop" existierten. Sie machen diesen dokumentarischen Nachruf unterhaltsam und leise melancholisch.
Originaltitel: QRT. Zeichen, Zombie, Teqno – Ein Nekrolog
Deutschland 2025, 97 min
Genre: Essayistischer Film, Biografie
Regie: Manuel Stettner
Kamera: Manuel Stettner
Musik: Jonathan Söhngen
Verleih: Partisan Filmverleih
Kinostart: 12.06.2025
Vorführungen
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