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Private Revolutions – Jung, Weiblich, Ägyptisch

Frauen für Veränderung

PRIVATE REVOLUTIONS porträtiert vier Frauen während des arabischen Frühlings: Amani betreibt einen Radiosender für Frauen und einen Verlag. Fatema ist Gründungsmitglied der Partei der Muslimbrüder. Die Nubierin May hat eine erfolgreiche Karriere als Finanzberaterin hingeworfen, um sich in ihrer Heimat einem Entwicklungsprojekt zu widmen. Die ehemalige Militärangestellte Sharbat steht mit ihren kleinen Söhnen demonstrierend auf dem Tahrir-Platz.

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Inmitten der Umwälzungen des arabischen Frühlings: Amani betreibt einen Radiosender für Frauen und einen Verlag. Fatema ist Gründungsmitglied der Partei der Muslimbrüder und macht einen Masterabschluß. Die Nubierin May hat eine erfolgreiche Karriere als Finanzberaterin hingeworfen, um sich in ihrer Heimat einem Entwicklungsprojekt zu widmen. Die ehemalige Militärangestellte Sharbat steht mit ihren kleinen Söhnen demonstrierend auf dem Tahrir-Platz. Vier sehr unterschiedliche Frauen, vier Vorstellungen von Veränderung - Regisseurin Alexandra Schneider hat als Fremde ganz klar eine Außenperspektive auf die ägyptische Revolution. Sie kann damit eine neutrale Position einnehmen, die es den Protagonistinnen ermöglicht, Vertrauen zu fassen. Aus ihren Stimmen montiert Schneider ein differenziertes Bild nicht nur der öffentlichen Umbruchsprozesse, sondern auch der privaten Situationen von Frauen. Durch diese aufschlussreichen Einblicke auf den Geschmack gekommen, würde man gerne noch mehr erfahren. Den schwierigen, teils gefährlichen Drehbedingungen geschuldet, werden die Aktivistinnen jedoch oft im Privaten gefilmt. Begegnungen mit den Menschen und der Umgebung, die sie verändern wollen, kommen zwangsläufig etwas kurz. Umso beeindruckender sind die Szenen, in denen mitgezeichnet wird, wie durch die jungen Frauen zarte Ansätze von Umdenken angestoßen werden, etwa wenn Amani bei einer Lesung auch mit Männern über die Rollenverteilung in der Ehe diskutiert und dabei weniger über direkte Konfrontation als vielmehr durch Nachfragen neuralgische Punkte zutage fördert. Zugleich wird deutlich, dass eine Revolution immer nur den Auftakt für tiefere Veränderungen bedeuten kann. Jenseits des Symbolischen bleibt ein Berg von verkrusteten Alltagsstrukturen, der sich nur mit Beharrlichkeit und gerade auch im Kleinen und Privaten abtragen lässt.

Anna Stemmler

Details

Originaltitel: Private Revolutions: Young, Female, Egyptian
Österreich 2014, 98 min
Genre: Dokumentarfilm
Regie: Alexandra Schneider
Drehbuch: Alexandra Schneider
Kamera: Sandra Merseburger, Alexandra Schneider
Schnitt: Alexandra Löwy
Musik: Julian Hruza, Fairouz Karawya
Verleih: fugu films
FSK: 12
Kinostart: 10.09.2015

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