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Primadonna

Heldin des Feminismus

In den 1960er-Jahren wird Lia Crimi von ihrem Vereherer Lorenzo, der Angehöriger des dörflichen Mafiaclans ist, vergewaltigt. Sie bringt ihn in einem historischen Fall vor Gericht.

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In den 1960er Jahren lebt die 21-jährige Lia Crimi mit ihren Eltern und ihrem 8-jährigen Bruder Mario im ländlichen Sizilien. Der Katholizismus hat die Dorfgemeinschaft fest im Griff, und die junge Frau kann sich nur heimlich mit dem Mann treffen, auf den sie ein Auge geworfen hat: Lorenzo Musicò. Doch schon bald verhält sich Lorenzo übergriffig und respektlos gegenüber Lia. Sie weist ihn zurück. Ein paar Tage später entführt Lorenzo Lia und Mario aus dem Haus der Familie, hält Lia tagelang fest und vergewaltigt sie.

Gemäß der Tradition könnte Lia mit dem Täter eine „Wiedergutmachungsehe“ eingehen, durch die Lorenzo straffrei davonkäme und – nach der damaligen Vorstellung – Lias Ehre wiederhergestellt wäre. Doch die willensstarke junge Frau wehrt sich und bringt Lorenzo, der Angehöriger eines einflussreichen Mafiaclans ist und den Schutz des örtlichen Pfarrers genießt, unter großem Medieninteresse vor Gericht. Unterstützung erhält sie von ihren Eltern, ihrem homosexuellen Anwalt Orlando und der Prostituierten Ines.

Lias Geschichte hat ein reales Vorbild: Franca Viola, die sich 1966 als eine der ersten Frauen in Italien öffentlich weigerte, ihren Vergewaltiger zu heiraten, und die damit Geschichte schrieb – 1981 strich Italien das Gesetz. In der italienisch-französischen Koproduktion PRIMADONNA wirft Regisseurin und Drehbuchautorin Marta Savina, 1986 in Florenz geboren, ein Schlaglicht auf eine Heldin, die mutig und gemäß dem Motto „Die Scham muss die Seite wechseln“ um Selbstbestimmung und gegen frauenverachtende Traditionen kämpft, die sich auf andere – politische wie religiöse – patriarchale Systeme übertragen lassen. Obwohl Marta Savina PRIMADONNA recht konventionell inszeniert, macht der bis heute relevante gesellschaftliche Diskurs um misogyne Gewalt den Film umso eindrücklicher.

Stefanie Borowsky

Details

Italien 2022, 102 min
Genre: Drama
Regie: Marta Savina
Drehbuch: Marta Savina
Kamera: Francesca Amitrano
Schnitt: Paola Freddi
Musik: Yakamoto Kotzuga
Verleih: Kairos Filmverleih
Darsteller: Claudia Gusmano, Fabrizio Ferracane, Francesco Colella
Kinostart: 10.04.2025

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