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Power of Love (2023)

Machtspiele und Machtverhältnisse

Jonas Rothlaender stellt Spiele um sexuelle Dominanz und Unterwerfung den realen Machtverhältnissen in einer Paarbeziehung gegenüber.

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Auf den ersten Blick ein unverschämt glückliches Paar: Saara und Robert. Die beiden haben sich in Berlin kennengelernt, Robert ist ihr in ihre finnische Heimatstadt gefolgt. Während er auf die Stipendienzusage für seine Doktorarbeit in Philosophie wartet, gefällt ihm die Rolle als Hausmann. Saara verhandelt gerade ihren nächsten Karriereschritt in der Krebsforschung. An den Abenden tanzen die Verliebten weltvergessen auf Partys und praktizieren aufregenden Sex.

Jonas Rothlaender inszeniert die Schönheit seiner Charaktere, ihre intensive körperliche Anziehung in erotischen Bildern und montiert dabei das Spiel um sexuelle Vormachtstellung gegen die realen Machtverhältnisse. Denn offensichtlich hat Saara in Helsinki in Sachen Sprache, finanzielle Absicherung, Infrastruktur und Kontakte die besseren Voraussetzungen für den klassischen gesellschaftlichen Erfolg. Außerdem sieht sie sich als unabhängige Feministin. Ein Freund warnt Robert sogar halb im Scherz vor der „Männerfresserin“. Aus männlicher Perspektive scheint Saraa etwas gefährlich Unabhängiges an sich zu haben. Als Ausgleich im „Powergame“ fährt das Paar in die finnische Weite und probt ein Rollenspiel: Saara mimt Unterwerfung, Robert den herablassenden „Hengst“. Beim Besuch von Saaras Mutter kommt es deshalb zum Eklat, und Mutter-Tochter-Konflikte brechen sich ebenfalls Bahn.

Rothlaender geht ein Wagnis damit ein, sich vor allem über sexuelle Psychospiele, die um Dominanz und Vertrauen kreisen, an patriarchalen Konflikten abzuarbeiten. In einigen Szenen schrammen die Dialoge und Beziehungsbilder hart an Fremdscham und Klischee vorbei. Saara Kotkaniemi und Nicola Perot fangen mit ihrer Darbietung aber energetisch auf, was oberflächlich hätte geraten können, und treiben das Spiel um echte Partnerschaft auf ein herausforderndes Level.

Susanne Kim

Details

Originaltitel: Power of Love
Deutschland/Finnland 2023, 105 min
Sprache: Englisch, Deutsch, Finnisch
Genre: Drama
Regie: Jonas Rothlaender
Drehbuch: Jonas Rothlaender
Kamera: Carmen Treichl
Schnitt: Anne Fabini
Musik: Julius Pollux Rothlaender
Verleih: missingFILMs
Darsteller: Saara Kotkaniemi, Nicola Perot, Outi Mäenpää, Cecilia Paul, Elmer Bäck, Timo Torikka
FSK: 16
Kinostart: 03.10.2024

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