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Platzspitzbaby

Zwischen Zuneigung und Sucht

Einen Monat bleibt Mias Mutter Sandrine clean, bevor sie in der Heimatstadt auf einen alten Bekannten trifft und durch ihn den Kleinstadt-Junkietreff kennenlernt. Von da an weiß Mia wieder, dass sie die Liebe ihrer Mutter nur noch unregelmäßig erleben wird.

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Der Platzspitz war ein Park der offenen Drogenszene mitten im Herzen des edlen Zürich. Als man ihn räumte, wurden die Süchtigen und ihre Familien zurück in ihre Heimatgemeinden umgesiedelt. 34 Tage bleibt Mias Mutter Sandrine clean, bevor sie auf einen alten Bekannten trifft und durch ihn den Kleinstadt-Junkietreff kennenlernt. Von da an weiß Mia wieder, dass sie die Liebe ihrer Mutter nur noch unregelmäßig erleben wird. Manchmal hat Mutti sie sehr lieb und sagt Mia, dass sie ihr der wichtigste Mensch der Welt ist, aber öfter ist sie nur der Weg zu neuem Stoff und sauberem Urin für den Drogentest. Die Elfjährige kann gut auf sich aufpassen, aber es ist schwer, in der Schule Freunde zu finden, wo die schnöseligen Klassenkamerad*innen auf das „Junkiebaby“ herabschauen. Erst in der Clique der etwas älteren Lola fühlt sich Mia aufgehoben und findet zwischen Kiffen und Mutproben auch Trost und Anerkennung. Aber selbst mit der Hilfe dieser „großen Schwester“ wird es für Mia daheim immer unerträglicher, denn nach jedem Versprechen aufzuhören, verkauft Sandrine bald wieder alles, was Mia wichtig ist, und bringt beide in Lebensgefahr. Mia träumt von den Malediven, aber eine Flucht scheint unmöglich.

Michelle Halbheer, auf deren autobiografischem Buch PLATZSPITZBABY basiert, ist der Absprung gelungen. Der Film konzentriert sich in seiner Umsetzung ihrer Erzählung auf das Mutter-Tochter-Verhältnis als Ausdauerübung im Schmerzertragen: Sarah Spale und Luna Mwezi spielen ihre Charaktere kohärent zerrissen zwischen Zuneigung, Sucht und Selbsterhaltungstrieb. Dank der eingestreuten warmen Momente zwischen ihnen wird der Film dabei nie im gleichen Maße zum Härtetest für das Publikum.

Christian Klose

Details

Originaltitel: Platzspitzbaby – Meine Mutter, ihre Drogen und ich
Schweiz 2020, 98 min
Sprache: Schweizerdeutsch
Genre: Drama
Regie: Pierre Monnard
Drehbuch: André Küttel, Pierre Monnard
Kamera: Darran Bragg
Schnitt: Sophie Blöchlinger
Musik: Matteo Pagamici
Verleih: Alpenrepublik
Darsteller: Michael Schertenleib, Jeremias Acheampong, Sarah Bühlmann, Melisa Kashiwahara
FSK: 12
Kinostart: 18.11.2021

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